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Was macht man als Psychologe?

Wer „Psycholog:innen“ hört, denkt oft an Personen, die andere Menschen therapieren und beispielsweise bei der Traumabewältigung helfen. Für viele sind Psycholog:innen daher automatisch Psychotherapeut:innen – aber stimmt das? Was macht ein Psychologe oder eine Psychologin eigentlich und welche Berufe stehen dir nach dem Psychologie Studium offen?

Die Psychologie ist sehr breit gefächert und beschäftigt sich mit zahlreichen Themen. Prof. Dr. Nikolai Egold, Studiendekan für Psychologie (B.Sc.) in Frankfurt am Main, bringt ein wenig Licht ins Dunkel und verrät, welche vielfältigen Berufszweige dir nach einem Psychologiestudium offenstehen und was Psycholog:innen in ihrem Berufsalltag tun.

HAUPTAUFGABEN DER PSYCHOLOGIE

Psychologie beschäftigt sich mit Menschen – mit ihrem Verhalten, ihrem Handeln und ihrem Erleben, zum Beispiel mit Wünschen und Gefühlen. „Psychologen als Wissenschaftler tun im Grunde drei Dinge: erklären, voraussagen und verändern“, erläutert Prof. Egold und fügt hinzu: „Wichtig ist, dass man Phänomene wie Freude, Zufriedenheit oder Belastung erklären kann. Es stellt sich also die Frage: Was ist das eigentlich für ein Phänomen und welche Auswirkungen hat es? Daraufhin kann man Voraussagen treffen und dann eben Verhaltensweisen oder Denkmuster verändern.“

Diese drei Aufgaben haben alle Psycholog:innen, egal in welchem Bereich sie arbeiten. Im Wesentlichen versuchen sie, ein menschliches Phänomen oder ein Problem (wie Empfinden von Stress oder Einsamkeit) und seine Ursachen zu erkennen und zu erklären. Die zweite Aufgabe ist es, Einstellungen, Kognitionen, Kompetenzen oder auch Fähigkeiten von Menschen einordnen zu können, um daran Verhaltensmuster vorhersagen und gegebenenfalls im Sinne einer Verbesserung für die Person ändern zu können.

Die Veränderung spielt vor allem in der Beratung, aber auch in der Psychotherapie, eine Rolle. Wenn sich Menschen selbst verändern wollen, weil sie sich weiterentwickeln möchten, oder wenn Studierende oder Schüler:innen besser lernen können wollen, können Coaches zum Einsatz kommen. Bei Problemen wie Traumata oder psychischen Erkrankungen, sind Psychotherapeut:innen gefragt. Für jeden Bereich der Psychologie gibt es also Spezialist:innen, die sich um BeratungUnterstützung oder auch die Therapie kümmern. 

DIE VIER BEREICHE DER PSYCHOLOGIE

Durch die Digitalisierung gibt es viel mehr berufliche Möglichkeiten, aber auch Notwendigkeiten, für geschulte Psycholog:innen – eines hat die Arbeit in den unterschiedlichen Bereichen jedoch immer gemeinsam: sie ist eng am Menschen.

Die Einsatzmöglichkeiten sind sehr vielfältig und in der Regel seien Psycholog:innen nicht auf einen Bereich festgelegt, weil der Mensch an sich schon vielfältig sei, meint Prof. Egold. „Es gibt DEN Beruf des Psychologen nicht“, betont der Studiendekan. Psychologen und Psychologinnen arbeiten in der Regel in einem von vier großen Bereichen:

  1. Gesundheit
  2. Wirtschaft
  3. Gesellschaft und Öffentlichkeit
  4. Wissenschaft und Forschung

Schließt man ein Studium im Bereich der Psychologie ab, steht es einem frei, sich auf einen oder auch mehrere der Bereiche zu spezialisieren. So sind in der Wirtschaft beispielsweise sowohl Wirtschaftspsycholog:innen als auch Coaches und Kommunikationspsycholog:innen wichtig. Im Marketing können Psycholog:innen auch arbeiten, um zu analysieren und „vorherzusagen“, wie ein Produkt oder die Werbung auf Menschen wirken und was eher zum Kauf anregt.

Psychotherapeut:innen sind im Bereich Gesundheit zu finden. Spannend ist auch, dass es immer wieder Überschneidungen der Bereiche gibt oder die Zusammenarbeit mit Menschen aus unterschiedlichen Professionen (BWL, Soziologie, Medizin) erforderlich ist.

PSYCHOLOGIE UND PSYCHOTHERAPIE – WO LIEGEN DIE UNTERSCHIEDE?

In der Gesellschaft werden Psychologie und Psychotherapie häufig als ein und dasselbe verstanden. Dass dies nicht stimmt, zeigen schon die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Psycholog:innen als Berater:innen, Coaches und vielem mehr. Mit einem Psychologiestudium wird man also nicht zwangsläufig Psychotherapeut oder Psychotherapeutin.

Nach dem Masterstudium besteht in der Regel die Möglichkeit, verschiedenste Fortbildungen zu machen, um sich weiter zu spezialisieren oder die Kompetenzen zu erweitern. „Das ist bei der Psychotherapie anders“, erklärt Nikolai Egold. „Entscheidet man sich für den Beruf des Therapeuten, absolviert man schon während des Studiums die Ausbildung und erlangt somit eine Heilerlaubnis. Das ist auch notwendig, um Menschen mit psychischen Störungen heilen zu dürfen.“

Prof. Dr. Nikolai Egold

„Um in der Psychologie arbeiten zu können, ist in der Regel ein Masterabschluss notwendig. Mit einem Bachelorabschluss können Sie vergleichbar einer psychologischen Assistenz einem ˏvoll ausgebildeten´ Psychologen zuarbeiten.“

– Prof. Dr. Egold, Studiendekan Psychologie (B.Sc.) in Frankfurt am Main

Seit dem Wintersemester 2020 ist die Psychotherapie-Ausbildung in das Studium integriert; so folgt nach dem Bachelorstudium der Psychologie der Master in Klinischer Psychologie und Psychotherapie, um als Psychotherapeut:in in eigener Praxis tätig sein zu können. Wichtig ist, dass sowohl Bachelor als auch Master zwingend an einer Universität oder universitätsgleichgestellten Hochschule abgeschlossen werden müssen. Es ist jedoch durchaus möglich, sich als Psycholog:in in eigener Praxis niederzulassen, allerdings ohne Heilerlaubnis. Das heißt, die Sitzungen werden in der Regel nicht von der Krankenkasse bezahlt.

Die Heilerlaubnis von Psychotherapeut:innen ist der wohl wichtigste Unterschied, den die Psychotherapie von der Psychologie abgrenzt, denn nicht alle Psycholog:innen müssen zwangsläufig auch Psychotherapeut:innen werden – und nur Psycholog:innen mit entsprechender Approbation dürfen als Psychotherapeut:innen arbeiten. Die Psychotherapie bildet einen Zweig der Psychologie.