Schale mit verschiedenen Nüssen

Studentenfutter: Optimale Nervennahrung für die Prüfung?

Studentenfutter ist der Inbegriff für Nervennahrung und gilt als gesunder, konzentrationssteigender Snack für zwischendurch. Zum heutigen „Tag des Studentenfutters“ fragen wir Prof. Dr. Joachim Latsch: Stimmt’s? Und wenn ja, warum ist das so? Im Interview erklärt der Professor für Präventions- und Bewegungsmedizin, welche Lebensmittel die Konzentration steigern und welche Ernährung bei Stress gut ist.

Prüfungsvorbereitungen und auch Prüfungen können richtig stressig für uns sein. Wir müssen uns Wissen einprägen und auf den Punkt genau wieder abrufen. Da können die Nerven schon mal blank liegen. Gibt es die optimale Nervennahrung für eine Prüfung?

Nach einem Zitat eines renommierten Neurowissenschaftlers, „das Gehirn muss schwimmen“, ist wie beim Sport und eigentlich allgemein die ausreichende Versorgung mit Flüssigkeit (Wasser) grundlegend und bedeutend mit Blick auf Lebensmittelzufuhr. Darüber hinaus kennt man andere „allgemeine Wahrheiten“ wie „ein voller Bauch studiert nicht gern“, die zutreffend sind und schon offenlegen, dass ein Körper, der mit Verdauung zu tun hat, weniger Ressourcen für Hirnleistungen bereithält. Es gilt also die Balance zu finden, nicht hungrig oder unterversorgt, aber auch nicht (über-)satt an den Schreibtisch zu gehen.

Dass Süßigkeiten von vielen als Nervennahrung bezeichnet werden, ist aber medizinisch gesehen ein Irrtum. Hier besorgt sich das Gehirn schnell verfügbaren Zucker, was kurzfristig helfen mag, aber nach kurzer Zeit wieder verpufft. Eine ausgewogene Ernährung, die als gesund zu bezeichnen ist, mit Fokus auf Vitaminen, Mineralstoffen, hochwertigen Eiweißen und Kohlenhydraten sowie ungesättigten Fettsäuren (vor allem sogenannten Omega 3 Fettsäuren), hilft uns auch als Nervennahrung bei einer Prüfung oder in Lernphasen. Vor allem beim Lernen sollte aber auch ausreichend Bewegung als Ausgleich eine Bedeutung haben. Sportlich fitte Menschen sind übrigens auch kognitiv leistungsfähiger.

Studentenfutter gilt nicht nur als Nervennahrung, sondern auch als Lebensmittel, um die Konzentration zu steigern. Stimmt das?

Aktuelle Studien aus dem Bereich der molekularen Neuroforschung konnten zeigen, dass Prozesse der Signalübermittlung im Nervensystem zum Beispiel von den genannten Fettsäuren und Mineralien abhängen und somit optimierbar sind. Studentenfutter enthält viele Nüsse mit Mineralien und ungesättigten Fettsäuren, zudem süße Früchte, die Zucker liefern. Diese Lebensmittel können die Konzentration steigern. Man sollte aber beachten, dass bei manchen Produkten zu viel Süße enthalten ist, das geht dann schnell in Richtung zu viele Kalorien.

Welche Rolle spielt eine gesunde Ernährung generell bei Stress?

Ausgeglichene, vollwertige und regelmäßige Mahlzeiten geben uns das Grundgerüst für physische und geistige Leistungserbringung, machen uns insofern auch resistenter gegen Stress. Sind wir hungrig oder übersättigt, reagieren wir gereizt, gehetzt oder befinden uns schon per se im Stress. Wichtig ist, dass ausreichend Bewegung und Sport uns nicht nur allgemein guttut und gesund hält, sondern auch als echter „Blitzableiter“ den Stresshormon-Level absinken lässt.

Und wie sähe eine solche gesunde Ernährung – gerade für Studenten und Studentinnen – aus?

Wichtig sind regelmäßige ausgewogene Mahlzeiten, wenn viele Stunden am Schreibtisch nötig sind, gerne leicht und gegebenenfalls auch im Snack-Format, also mehrfach und in kleineren Mengen über den Tag. Das vermindert das Völlegefühl und die „nach-Tisch-Trägheit“. Für eine gesunde Ernährung sollten Studenten und Studentinnen dabei beachten, dass viel Sitzen zu einer verlangsamten Verdauung führt, dass sie also auch ausreichend Ballaststoffe zuführen. Ab und zu darf es auch mal etwas Süßes sein, dazu viel Wasser und regelmäßige Pausen zur Regeneration, idealerweise mit Bewegung oder Sport.

UNSER EXPERTE

Prof. Dr. Joachim Latsch ist Sport-, Ernährungs- und Präventionsmediziner. An der Hochschule Fresenius leitet er den Studiengang Ernährung & Fitness in der Prävention (B.Sc.), der an den Standorten in Hamburg, Idstein, Köln und München angeboten wird.