Auch der smarteste Matching-Algorithmus kann nicht riechen. Online-Dating via Tinder, Parship und Co. ist zwar bequem in den Alltag integrierbar, aber viele Singles sind es leid, unverbindliche Gespräche via Chatfunktionen mit Menschen zu führen, von denen sie nicht einmal wissen, wie diese in der Realität aussehen, riechen oder auftreten. Daher wird Offline-Dating gerade für junge Zielgruppen wieder relevanter. Natürlich können auch analoge Plattformen von neuen Kommunikations-Tools und Analyse-Möglichkeiten profitieren, zum Beispiel indem maßgeschneiderte Angebote beim Event situationsbezogen auf das Smartphone ausgespielt werden. Den Erfolgsfaktoren für die Kommunikation und Ausgestaltung von analogen Single-Plattformen in Zeiten von Social Media, Mobile und Big Data widmet sich eine Abschlussarbeit an der Hochschule Fresenius in München.
Die Verlagerung nahezu aller Lebensbereiche in die virtuelle Online-Blase erhöht das Bedürfnis nach Angeboten, die Menschen im realen Leben abzuholen. Unter analogen Single-Plattformen verstehen sich jegliche Möglichkeiten, Singles in einem realen Kontext zusammenzuführen. Einige Unternehmen haben sich dies zu ihrem Geschäftsmodell gemacht und möchten Singles die Möglichkeit bieten, auf diese Weise einen Partner zu finden. Im Rahmen von diversen Veranstaltungen, wie zum Beispiel Kochkursen und Wanderausflügen, können sich Alleinstehende begegnen. Entgegen der Unverbindlichkeit des Online-Datings, bei welchem die persönliche Begegnung verzögert stattfindet, zielen Offline-Single-Veranstaltungen auf einen direkten und persönlichen Kontakt ab.
Im Rahmen einer empirischen Untersuchung wurde mit einer dreistufigen Methodik gearbeitet:
- Markt- beziehungsweise Inhaltsanalyse der Kommunikationsmaßnahmen der wichtigsten Marktteilnehmer
- Endverbraucherbefragung
- Experteninterviews
Das Zusammenspiel der unterschiedlichen Analysen ermöglichte einen breiten Blick auf den Untersuchungsgegenstand, und das sowohl aus Anbieter- und Kundenperspektive. Aus den Ergebnissen wurden Erfolgsfaktoren abgeleitet und ein Kommunikationsleitfaden für die Branche kreiert.
Kochkurse finden besonders oft statt
Offline-Veranstaltungen für Singles werden vorzugsweise in einem kulinarischen Kontext angeboten. Somit kann zum einen davon ausgegangen werden, dass dies sowohl aus unternehmerischer Sicht Erfolg versprechend ist und zum anderen, dass das Thema Essen und Trinken offenbar auf hohes Interesse bei Singles stößt.
Singles gehen lieber zu einem „Get-together“ als zu einem „Dating-Event“
Single-Events werden auffällig wenig über soziale Netzwerke kommuniziert und beworben. Der Großteil der 22 untersuchten Unternehmen ist zwar auf Facebook vertreten, die gerade bei jungen Zielgruppen stark frequentierten Kanäle wie Pinterest oder vor allem Instagram werden von den Anbietern aber kaum bespielt. Auch die Frequenz und der Gehalt der Kommunikation auf sozialen Netzwerken ist im Vergleich zu anderen Branchen sehr gering. Die befragten Experten führen dies darauf zurück, dass das Thema Dating nach wie vor einer gewissen Stigmatisierung unterliegt. Diese These konnte auch durch die Endverbraucherumfrage bestätigt werden: Grundsätzlich würden Singles eine entsprechende Veranstaltung besuchen, jedoch würde dies nur ein geringer Anteil öffentlich kommunizieren. Daher scheint die Tonalität der Beiträge von entscheidender Bedeutung zu sein. Beiträge, die das Wort „Single“ oder „Dating“ enthalten, stoßen auf geringe Resonanz. Kommuniziert man die Angebote als „Get-together“ oder „neue Leute kennenlernen“, werden diese deutlich besser angenommen.
Location Based Services haben Potenzial, werden derzeit aber kaum genutzt
Moderne Analysemethoden werden aktuell nicht eingesetzt, um individuelle Angeboten auszuspielen. Das zeigt nicht nur die Inhaltsanalyse, auch die Experten bestätigen: Big Data und Location Based Services werden derzeit in der Branche nicht umgesetzt, obwohl diese aus Sicht der Befragten viele Chancen bieten. Allerdings scheinen die bestehenden Hemmschwellen wie fehlende Expertise und notwendige Investitionen für die Branche noch sehr hoch.
Handlungsempfehlung: Konsistentes und transparentes Auftreten ist Schlüssel zum Erfolg
Zusammenfassend steht die Branche von einigen Herausforderungen: Alleinstehende akzeptieren zwar ihren Beziehungsstatus zunehmend, jedoch besteht trotz Tinder und Co. offenbar eine Hemmschwelle, diesen über öffentliche Kanäle zu teilen und sich als Suchender zu outen, was die virale Verbreitung von Inhalten behindert. Aufgrund der hohen Konkurrenz reiner Online-Plattformen kämpfen die etablierten Anbieter zudem mit Umsatzrückgängen und sind daher bei der Einführung neuer innovativer Technologien sehr zurückhaltend.
Von daher hat die optimale Kommunikation der Angebote gerade in diesem sensiblen Segment einen besonders hohen Stellenwert. Zur deren Unterstützung wurde aus den Untersuchungsergebnissen ein Kommunikationsleitfaden entwickelt.
Grundsätzlich sollte der Fokus auf der Kommunikation über soziale Netzwerke und hier vor allem auf Facebook liegen, da sich aktuell ein Großteil der Zielgruppe darüber erreichen lässt. Allerdings sollte auch zügig mit dem Einsatz anderer, stark wachsender Kanäle wie Instagram begonnen werden. Für den Einsatz von Social Media in der Branche ergeben sich folgende Handlungsempfehlungen: