Mobilität - das Bild zeigt eine Person, die am Laptop arbeitet in der fahrenden Bahn

Erfahrungsbericht Fernstudium: „Ich wollte mich primär auf die Inhalte konzentrieren“

Nora Stracke kommt aus Düsseldorf und hat im November 2022 ihren Bachelorabschluss in Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Fresenius im Fernstudium erworben. Im Interview erzählt sie, wie sie zum Fernstudium kam und welchen Nutzen es für sie hatte.

Hallo Nora, erzähl doch bitte kurz, was du bisher gemacht hast.

Ursprünglich habe ich Immobilienkauffrau gelernt und war einige Jahre in der Verwaltung von Wohn- & Gewerbeimmobilien tätig. Jedoch zeigte sich regelmäßig mein großes Interesse an Psychologie und meine eigenen Erfahrungen in der Berufswelt sagten mir: Der Faktor Mensch kommt bei der Arbeit irgendwie viel zu kurz und ich wollte daran etwas ändern.

Dann hast du eine Pause eingelegt?

Genau, nach einer sehr fordernden Zeit, in der ich berufsbegleitend mit Wirtschaftspsychologie an der HS Fresenius in Düsseldorf angefangen habe, habe ich eine Pause eingelegt. Aber ich wollte das Studium unbedingt abzuschließen. Da ich zu dem Zeitpunkt auch nicht wusste, in welche Stadt es mich ziehen wird, habe ich mir überlegt, wie es weiter gehen könnte und bin dann auf das Fernstudium gestoßen. Ich dachte mir: „Cool, ich kann das jetzt im Prinzip von überall aus machen!“

Porträt Nora Stracke

Nora Stracke ist Einzelunternehmerin und bietet mit ihrem Unternehmen Nora Stracke Coaching Workshops, Coachings, Vorträge oder Seminare zu Themen wie Erfolgs- & Leistungsdruck, Stressbewältigung & -vermeidung, Gestaltung gesunder Beziehungen im Arbeitskontext, mentale Gesundheit oder auch Führung (remote oder vor Ort) an. Ihr Ziel ist es, Arbeit und Arbeitsbeziehungen gesünder, wertvoller und produktiver zu gestalten.

Wie hast du dir die Zeit im Studium eingeteilt?

Unterschiedlich. Also ich hatte parallel immer noch einen Job. Erst einen Vollzeitjob in Kombination mit dem berufsbegleitenden Studium und dann bin ich zu einem Teilzeitjob übergegangen und habe nebenher angefangen, meine Selbstständigkeit als Coach, Beraterin und Trainerin auszubauen. So war ich vier halbe Tage in der Woche im Büro und habe dann danach den restlichen Tag für das Studium genutzt. Ich konnte mir auch mal einen vollen Tag für die Prüfungsvorbereitung und danach zur Erholung nehmen. Also konnte ich mein Studium meinem Leben anpassen, was den ganzen Prozess sehr erleichtert hat.

Du hast gesagt, dass du berufsbegleitend angefangen hast.

Das war sehr anstrengend. Aber auch das Format Vorlesungen war nicht meins. Das passt nicht so zu meinem Lerntyp. Und, das kann ich jetzt auch sagen, die Verpflichtung um 18:00 Uhr im Hörsaal zu sein, während man eigentlich mental – manchmal auch physisch – nicht richtig aus dem Vollzeitjob raus ist, das ist halt relativ hart. Hinzu kommt dann der Samstag in der Uni. Für mich fehlte es an Zeit für Freunde, Familie und Erholung. Und vom Lerntyp bin ich so, dass es mir leichter fällt, mir Dinge näherzubringen, wenn ich mir das selbst erarbeiten muss. Wenn ich sozusagen ein bisschen die Forscherin bin. (lacht) Damit passt die Struktur des Fernstudiums perfekt zu mir.

Wie hast du das mit den Prüfungen gemacht?

Es gibt unterschiedliche Prüfungsformen. Ich habe im Fernstudium eine Prüfungsform nach der anderen gemacht. Dann hatte ich eine Routine und wusste, wie ich mich beim Lernen strukturiere. Ich habe mit allen Klausuren angefangen. Anfangs musste man diese noch vor Ort schreiben. Anfang 2020 kam Corona, dann wurde erst auf Hausarbeiten oder andere schriftliche Leistung umgestellt und jetzt kann man die Klausuren auch im Fernstudium online schreiben. Dies galt vorher auch schon für andere Prüfungsformen. Das ist so praktisch.

Hattest du im Fernstudium Leistungsdruck?

Was man sonst im klassischen Studium erlebt, ein paar Monate entspannt mitschwimmen und dann kommt die Prüfungsphase – das ist im Fernstudium anders. Man kann das theoretisch auch so handhaben, aber man kann auch einfach jede Prüfung nacheinander für sich schreiben. Ich habe in den 36 Monaten fast jeden Monat eine Prüfung abgelegt und nicht ein halbes Jahr entspannt mitgenommen, um dann acht Wochen lang Panik zu haben: Gott, ich muss alles in meinen Kopf prügeln! Dadurch kann man ein bisschen gelassener an das Ganze herangehen.

Würdest du sagen, dein Fernstudium hat dir etwas gebracht?

Ja! Klar, kann man sich über viele Sachen an Universitäten oder Hochschulen aufregen. Ich muss sagen, ich war rundum zufrieden mit dem Konzept. Diese wahnsinnige Flexibilität und die Möglichkeit, nach meinen Bedürfnissen zu studieren, Pausen zu machen, wenn ich eine Jobchance hatte oder gerade umgezogen bin. Ich bin auch super zufrieden mit meiner Endnote und der Betreuung auf Distanz. Alle Ziele, die ich erreichen wollte, alles, was ich lernen wollte, konnte ich mit dem Studium auf jeden Fall erreichen.

Was würdest du Interessierten raten?

Sich dessen bewusst zu werden, was man sich vom Studium erhofft. Ich habe zum Beispiel für mich entschieden, dass ich in meinem restlichen Leben kommunikativ genug bin. Für mich ist es gar nicht so wichtig, Connections zu schließen. Im Studium wollte ich mich primär auf die Inhalte konzentrieren und dafür ist das Fernstudium perfekt. Das kann auch ein Vorteil für jemanden sein, der soziale Ängste hat und gar nicht gut mit vielen Leuten kann. Wenn man sich aber mit gleichgesinnten Kolleg:innen austauschen möchte, dann halte ich ein berufsbegleitendes Studium oder Vollzeitstudium für deutlich sinnvoller.

Und was macht man jetzt mit Wirtschaftspsychologie?

Wirtschaftspsychologie ist schon so ein bisschen alles und nichts, nicht wahr? (lacht) Man ist zwar nicht in der Lage, in die therapeutisch-klinische Richtung zu gehen. Aber man kann ins Recruiting gehen, in die Personalentwicklung oder die Beratung. Mit dem Studium kann man sich aber auch auf die Bereiche Coaching oder Learning und Development spezialisieren. Also die Türen stehen einem mit Wirtschaftspsychologie überall offen. Ich kenne Leute, die haben das einfach studiert, um eine bessere Führungskraft zu werden.

Vielen Dank für das Gespräch!