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Mit Technik zu mehr Eigenständigkeit: Die Akzeptanz von AAL-Systemen bei Senioren

Anna Bücher, Jennifer Kempfer und Michael Mönke studieren im vierten Semester im Bachelorstudiengang Management und Ökonomie im Gesundheitswesen (B.A.). Gemeinsam mit ihren Kommilitonen Florian Haubold und Kyra Cornelius haben sie im Rahmen ihres Praxisprojektes eine Studie zur Akzeptanz von umgebungsgestütztem Leben im häuslichen Umfeld (Ambient Assisted Living) durchgeführt. Die Ergebnisse der Studie verschwinden nicht in der Schublade: Durch die Kooperation mit dem Unternehmen PureSec werden sie zur Unterstützung einer besseren Vermarktung und Weiterentwicklung von Ambient Assisted Living-Systemen verwendet.

WIE SIND SIE DARAUF GEKOMMEN, GENAU DIESES THEMA FÜR IHRE STUDIE ZU WÄHLEN?

Michael Mönke: In unserem Studium lernen wir, uns mit ökonomischen Fragen im Gesundheitswesen auseinanderzusetzen. Durch unsere Studiengangsleiterin Frau Schneider-Ziebe wurde der Kontakt zu PureSec hergestellt. Das Unternehmen entwickelt Smart-Home-Systeme und Technologien im Fürsorge- und Pflegebereich. Uns wurden in diesem Zusammenhang zwei Themen für unsere Studie zur Auswahl gestellt, die PureSec untersucht haben wollte. Wir haben uns dann für unser aktuelles Projekt entschieden, weil wir dadurch die Möglichkeit hatten, praktisch zu forschen.

WAS VERSTEHT MAN UNTER AMBIENT ASSISTED LIVING-SYSTEMEN UND WOFÜR WERDEN SIE EINGESETZT?

Jennifer Kempfer: Ambient Assisted Living, oder kurz AAL-Systeme, ermöglichen ein umgebungsgestütztes Leben im häuslichen Umfeld. Konkret versteht man darunter technische Hilfsmittel, die den Alltag von Senioren erleichtern und das Pflegepersonal entlasten sollen. Dazu gehören z. B. Notfalltasten oder Fußleisten, die Stürze detektieren und im Notfall einen Alarm auslösen können. Häufig sind die Geräte mit den Mobiltelefonen von Angehörigen verknüpft, die dann informiert werden.

WIE WAR IHRE STUDIE AUFGEBAUT?

Anna Bücher: Wir haben Fragebögen an 116 Senioren und Seniorinnen über 60 Jahren verteilt, von denen wir im Endeffekt 90 auswerten konnten. Die Senioren haben wir dazu in Wohngruppen, in ihrem häuslichen Umfeld oder bei Seniorentreffs besucht. Neben den klassischen epidemiologischen Fragen nach dem Alter, Geschlecht und ähnlichem, haben wir konkrete Fragen zur Lebenssituation der Teilnehmer gestellt: Wie ihre Wohnsituation aussieht, welche Sorgen sie im Hinblick auf das Altern haben, wie viel sie theoretisch bereit wären, in AAL-Systeme zu investieren und so weiter.

Jennifer Kempfer: Wir haben auch die verschiedenen AAL-Systeme in den Fragebögen kurz vorgestellt und durch die Teilnehmer hinsichtlich der Aspekte Sicherheit oder Komfort bewerten lassen. Den Komfort erhöhen dabei beispielsweise Systeme, die die Temperatur regeln oder Rollläden automatisch hoch und runterfahren.

ZU WELCHEN ERGEBNISSEN SIND SIE NACH AUSWERTUNG DER FRAGEBÖGEN GEKOMMEN?

Michael Mönke: Insgesamt konnten wir feststellen, dass es eine recht hohe Bereitschaft gibt, in AAL-Systeme zu investieren. Über 50 Prozent der Befragten waren bereit, mehr als 200 Euro pro Monat dafür auszugeben. Insbesondere, wenn der Befragte alleine oder nur mit einem Partner zusammenlebt, anstatt beispielsweise im größeren Familienverbund, ist die Bereitschaft für Investitionen groß. Das liegt daran, dass dabei der direkte Kontakt zu den Angehörigen fehlt. Interessant war auch, dass fast 80 Prozent der Befragten ihre Sicherheit im häuslichen Umfeld gerne erhöhen würden, obwohl 41 Prozent angegeben haben, dass sie sich bereits sehr sicher fühlen.

Anna Bücher: Generell war das Interesse an dem Thema sehr hoch. Vielen Befragten war vorher gar nicht bewusst gewesen, mit welchen Technologien sie ihren Alltag sicherer gestalten und vielleicht auch einen Aufenthalt im Pflegeheim verzögern können. Deshalb ist es wichtig, die Zielgruppe über diese Möglichkeiten in Zukunft besser zu informieren.

Jennifer Kempfer: Für Unternehmen wie PureSec, die AAL-Systeme bereitstellen, würde es sich auch anbieten, verschiedene Systeme kombiniert anzubieten. Denkbar wäre zum Beispiel, dass bei einem Sturz direkt das Licht angeht oder die Vitalfunktionsüberwachung an den Notfallknopf gekoppelt ist. Außerdem war vielen Senioren wichtig, dass die Systeme möglichst diskret angebracht sind, um nicht den Eindruck von Hilfsbedürftigkeit zu erwecken.

HABEN SIE WÄHREND DES PROJEKTS UNTERSTÜTZUNG DURCH IHRE DOZENTEN ERHALTEN?

Michael Mönke: Frau Schneider-Ziebe hat uns während des Projekts sehr gut weitergeholfen. Wir konnten sie immer kontaktieren, wenn wir nicht weiterwussten – sei es per E-Mail, Telefon oder im Notfall sogar per Messenger.

WENN SIE EIN FAZIT ZIEHEN MÜSSTEN: WAS KONNTEN SIE AUS DER PROJEKTARBEIT MITNEHMEN?

Anna Bücher: Insgesamt konnten wir aus dem Projekt sehr viel mitnehmen und zwar sowohl fachlich als auch menschlich. Wir haben einen guten Einblick in AAL-Systeme bekommen und unsere Excel-Kenntnisse bei der Auswertung der Fragebögen deutlich verbessert. Durch die Befragung konnten wir außerdem die Forschung mit der Arbeit mit älteren Menschen kombinieren. Wir haben also sehr viel durch das Projekt gelernt.