Menschen

Generation Nachhaltigkeit?

Der Begriff „Nachhaltigkeit“ ist längst in unserer Alltagssprache angekommen. Doch was sich genau hinter ihm verbirgt, damit setzen sich nur die wenigsten auseinander. Das hat auch Irina Zueva, Absolventin der Hochschule Fresenius Hamburg, in ihrem persönlichen Umfeld beobachtet – und diesem Phänomen schließlich ihre Masterarbeit gewidmet. Woran denkt die Generation Y beim Thema Nachhaltigkeit? Und was bedeutet nachhaltiges Handeln für die Ypsiloner? Auf diese Fragen versucht Zueva mit ihrer Untersuchung Antworten zu geben.

Die Generation Y trägt den eigenen Anspruch schon im Namen: „Y“ wird bekanntermaßen im Englischen genauso ausgesprochen wie das Wort „Why“. Den Angehörigen der Generation Y wird demnach die Neigung unterstellt, Begrifflichkeiten, Zustände und Autoritäten zu hinterfragen und außerdem nach einem Sinn in ihrem Tun und Lassen zu suchen. Die kritische Geisteshaltung wird von gesellschaftlichen Beobachtern durchaus gelobt – doch wird sie von den Ypsilonern im Alltag auch immer gelebt?

Diese Frage hat sich auch Irina Zueva, Absolventin der Hochschule Fresenius Hamburg und selbst Angehörige der Generation Y, vor ihrer Masterarbeit gestellt. Ihr war aufgefallen, wie häufig der Begriff „Nachhaltigkeit“ in ihrem persönlichen Umfeld gebraucht wird – und wie selten dabei hinter die Buchstaben geblickt. „Der Begriff hat keine einheitliche Bedeutung. Unter Nachhaltigkeit versteht von meinen Freunden jeder etwas anderes“, so die frisch gebackene Wirtschaftspsychologin.

FAST ALLEN BEFRAGTEN KANNTEN DAS WORT, NUR WENIGE ABER DIE GENAUE BEDEUTUNG

Diese Beobachtung habe sie schließlich dazu bewegt, sich in ihrer Masterarbeit tiefergehend mit dem Thema zu beschäftigen. „Die Popularisierung des Begriffs ‚Nachhaltigkeit‘ hat in Deutschland zu einiger Verwirrung geführt – so auch bei der Generation Y“, erklärt Zueva und beruft sich dabei auch auf die Ergebnisse ihrer Studie. Die Befragung von über 100 Personen, allesamt im relevanten Zeitraum zwischen 1980 und 1996 geboren, bestätigte, was Zueva schon zuvor festgestellt hatte: 94 Prozent der Befragten kannten das Wort „Nachhaltigkeit“, nur wenige aber wussten um seine genaue Bedeutung.

Von den befragten Ypsilonern werde „der Begriff Nachhaltigkeit (…) hauptsächlich über die ökologischen Aspekte charakterisiert“, schreibt Zueva im Schlussteil ihrer Arbeit. Wenn es nach dem aktuellen Stand der Nachhaltigkeitsforschung geht, greift das jedoch zu kurz. „In Wissenschaftskreisen herrscht heute ein Konsens darüber, dass der Begriff ‚Nachhaltigkeit‘ drei Dimensionen besitzt: eine ökologische, eine soziale und eine ökonomische“, berichtet sie.

Natürlich, so Zueva, habe auch schon die Verengung auf den ökologischen Aspekt positive Folgen: „Die Befragten trennen Müll, sparen Strom und andere Ressourcen und fahren mit dem Fahrrad, weil es für sie bedeutet, nachhaltig zu handeln.“ In Deutschland seien diese Verhaltensweisen grundsätzlich sehr weit verbreitetet. „Und das ist auch gut so. Aber am Ende reicht diese Einstellung angesichts der Probleme, denen wir uns auf der Welt gegenübersehen, eben nicht aus“, findet die Wirtschaftspsychologin.

AUCH DIE ANDEREN DIMENSIONEN DES BEGRIFFS „NACHHALTIGKEIT“ SOLLTEN HANDLUNGSANLEITEND SEIN

Vielmehr müsse man auch die anderen Dimensionen berücksichtigen: „Man kann ökonomisch nachhaltig handeln, indem man beim Einkaufen darauf achtet, ob die Hersteller nachhaltige Produktionsstandards anwenden, und sozial nachhaltig, indem man etwas mehr Rücksicht auf die Befindlichkeiten anderer gesellschaftlicher Gruppen nimmt“, sagt Zueva.

Die Motivation, das Thema Nachhaltigkeit zu einem noch stärkeren Handlungsmotiv zu machen, ist bei der Generation Y übrigens durchaus vorhanden: In Zuevas Befragung bekundeten diese Bereitschaft über die Hälfte der Befragten. Ein erster Schritt in diese Richtung wäre es, sich mit dem Begriff intensiver auseinanderzusetzen.

Das Hinterfragen, es zählt ja eigentlich zu den Kernkompetenzen der Ypsiloner. Beim Begriff „Nachhaltigkeit“ wendet man sie allerdings nicht richtig an.