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Fußballvereine im Profi- und gehobenen Amateursegment sind längst Wirtschaftsunternehmen: Sie streben nach Gewinn, sind hierarchisch aufgebaut und beschäftigen Mitarbeiter. Zu letzteren zählen selbstredend auch die angestellten Fußballspieler – und diese müssen motiviert und gebunden werden, eben ganz wie in Unternehmen auch. Doch wie machen Fußballvereine das? Stefan Jergus, Absolvent der Hochschule Fresenius München, ist dieser Frage in seiner Masterarbeit nachgegangen – und hat dabei sogar einen ehemaligen deutschen Nationaltrainer befragt.
„Ich glaube, dass es in den vergangenen Jahren von den finanziellen Anreizen wegging, hin zu anderen Anreizen“, wird Jürgen Klinsmann, ehemaliger Trainer der Deutschen Nationalmannschaft und jetziger Trainer der US-amerikanischen Fußballauswahl, in der Einführung der Masterarbeit zitiert. Er bezieht sich mit dieser Aussage direkt auf das Thema, das Stefan Jergus, Absolvent der Hochschule Fresenius München, zum Gegenstand seiner Thesis gemacht hat: „Anreize zur Motivation von Fußballspielern in Profi- und Amateurvereinen – Was Unternehmen von Sportvereinen lernen können“, so der vollständige Titel.
Dass Jergus eine derart prominente Person wie Jürgen Klinsmann für ein einführendes Interview gewinnen konnte, sei nicht alltäglich, findet Prof. Dr. Robert Paust, Dozent an der Hochschule Fresenius München und Betreuer der Arbeit. „Natürlich spielt die Bekanntheit eines Interviewpartners bei der wissenschaftlichen Beurteilung der Thesis keine Rolle. Aber dass Klinsmann über eine große Fachexpertise im Themenbereich verfügt und deshalb interessante Antworten liefern kann, ist unzweifelhaft. Außerdem wird durch das Interview deutlich, wie viel Aufwand der Autor betrieben hat und über welch wertvolles Netzwerk er in der Fußballwelt verfügt“, ergänzt der Organisationswissenschaftler.
Gerade im empirischen Teil der Masterarbeit konnte Jergus von diesem Netzwerk profitieren: Er nahm Kontakt auf zu acht Fußballspielern, die ihr Geld in einer der fünf höchsten Fußballligen Deutschlands verdienen, und bat sie um Interviews. Mit den Ergebnissen dieser qualitativen Befragung wollte Jergus schließlich eine vorläufige Antwort auf die im Titel versteckten Forschungsfragen liefern – und man kann durchaus behaupten, dass ihm das gelungen ist.
Die empirischen Ergebnisse liefern nämlich interessante Erkenntnisse über die nicht-monetären Anreizsysteme in Vereinen des Profi- und des gehobenen Amateurfußballs. Und führt man sich nochmal das einleitende Klinsmann-Zitat vor Augen, werden genau diese offenbar immer wichtiger. Motiviert wird im Fußballverein also nicht nur durch Geld, sondern zum Beispiel auch durch Unterstützungsleistungen: Mehrere Interviewpartner gaben an, dass ihr Verein Spielern regelmäßig bei der Wohnungssuche unter die Arme greift. Gerade Neuzugängen und ausländischen Spielern will man durch derartige Hilfestellungen ein schnelles Einleben ermöglichen: „Sei es bei der Wohnungssuche, bei Handyverträgen, bei Fernsehgebühren (…). Da wird auf jeden Fall unterstützt, was geht“, zitiert Jergus einen Befragten. Auch der Gewinn sozialer Kontakte über das Vereinsnetzwerk oder die öffentliche Anerkennung infolge medialer Berichterstattung spielen als immaterielle Anreize für viele der interviewten Fußballer eine wichtige Rolle.
Innerhalb einer Mannschaft wirken sich dagegen klare, aber durchlässige Hierarchien positiv auf die Motivation und auch die Leistungsbereitschaft aus: „(…) wenn du in den Mannschaftsrat gewählt wirst, (…) dann bedeutet das, glaube ich, schon einiges“, sagt beispielsweise ein Befragter. Und an anderer Stelle ergänzt er: „Wenn du versuchst, dich tadellos zu benehmen und Vorbild für junge Spieler und Spieler, die nicht im Mannschaftsrat sind, bist, dann kann das schon zu einer Leistungssteigerung führen.“
In verantwortungsvolle Rollen werden Spieler nicht nur von Mannschaftskameraden gewählt, häufig drängt sie auch der Trainer in eine solche Position. Im Zusammenhang mit dem Führungsstil des Coaches zeigen die Ergebnisse der Befragung, wie wichtig es ist, dass auf die individuellen Befindlichkeiten der Spieler eingegangen wird: „(…) also ich denke es gibt Spieler, die vertragen Kritik nicht so, dann versuche ich eher den anders zu motivieren oder zu besserer Leistung zu bringen. Und wiederum gibt es Spieler, die gerne kritisiert werden und denen es sehr wichtig ist, Verbesserungsvorschläge zu bekommen“, erklärt ein Interviewter.
Im Schlussteil seiner Arbeit streicht Jergus heraus, dass sich seiner Meinung nach die Anreizsysteme in Fußballvereinen durchaus zur Nachahmung im Unternehmenskontext eignen. Er ist sich sicher, „dass Unternehmen etwas von Fußballvereinen lernen können, (…) um ihre Mitarbeiter zu motivieren und zu binden.“ Und zwar fernab finanzieller Anreize.
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