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Kommunikation ist für unseren Alltag essenziell geworden. Vor noch wenigen Jahrzehnten sah das anders aus – doch in einer Welt, in der Sprechen, Lesen und Schreiben aus kaum einem Beruf mehr wegzudenken ist, wird auch die Logopädie immer wichtiger. Da sprachtherapeutische Behandlungen nicht nur für Kinder gedacht sind, steht der diesjährige europäische Tag der Logopädie am 6. März unter dem Motto „Logopädie: Therapie in jedem Lebensalter“. Maike Gumpert, Logopädin und Studiengangsleiterin Logopädie (B.Sc.) in Idstein erklärt, was Logopädie ist und wie der Alltag von Sprachtherapeut:innen aussieht.
Die Logopädie ist ein Therapiebereich, der sich mit Sprache, Sprechen, Stimme, Schlucken und Kommunikation beschäftigt. Hierzu gehören Sprachstörungen wie Lispeln oder Lautvertauschungen beim Sprechen, aber auch Stimmprobleme wie Heiserkeit.
So unterschiedlich wie wir Menschen sind, so unterscheiden sich auch die Therapien, die man als Logopäd:in oder Sprachtherapeut:in ausführt. „Es gibt keinen eintönigen Arbeitsalltag“, meint die Studiengangsleiterin und ergänzt: „Als Sprachtherapeut:in kann man in ganz verschiedenen Institutionen arbeiten und das bedingt dann natürlich auch die Abläufe der logopädischen Arbeit. Jemand, der in einer logopädischen Praxis arbeitet, hat einen anderen Arbeitsalltag als Sprachtherapeut:innen in einer Klinik oder Rehabilitationseinrichtung.“ Auch die Klient:innen machen den logopädischen Arbeitsalltag abwechslungsreich. Säuglinge, Kinder, Erwachsene und Senior:innen erhalten aus verschiedenen Gründen eine logopädische Therapie. In der Regel spezialisieren sich Sprachtherapeut:innen auf einen Bereich.
Bevor eine logopädische Therapie beginnen kann, bedarf es einer Diagnose und einer Heilmittelverordnung eines Mediziners – beispielsweise eines Kinderarztes. Daraufhin prüfen die Sprachtherapeut:innen, ob eine sprachliche Auffälligkeit vorliegt und durch eine logopädische Therapie behandelt werden kann. „Neben Gesprächen setzen wir verschiedene Tests ein, um zu entscheiden, wo genau wir therapeutisch ansetzen. Aber selbst bei vergleichbaren Testergebnissen ist die Therapie bei unterschiedlichen Klient:innen nicht dieselbe. Logopäd:innen und Sprachtherapeut:innen müssen sich individuell auf ihr Gegenüber einstellen, dessen Persönlichkeit und Vorlieben beachten und entsprechend kreativ auch unterschiedliche Ansätze und Methoden verfolgen“ erklärt Maike Gumpert.
Arbeitsbereiche von Sprachtherapeut:innen können sein:
Als Logopäd:in oder Sprachtherapeut:in spricht man mit den Eltern und dem Kind, untersucht die Aussprache z.B. durch das Benennen von Bildern und beobachtet das Kind als Ganzes (z.B. Haltung, Körperspannung). Stellt sich dabei wirklich eine Sprechstörung heraus, wird eine Therapie entwickelt, um dem Kind den korrekten S-Laut beizubringen. „Es ist wichtig, dass das Kind die Lautbildung nicht nur einfach lernt, sondern das Ganze im Verlauf in sinnvolle kommunikative Handlungen eingebunden wird. So festigt sich das Gelernte und die Sprechstörung kann überwunden werden“, erklärt die Logopädin. „Wir arbeiten spielerisch und orientieren uns bei der Auswahl der Übungsspiele an den Interessen des Kindes. Dabei lernt das Kind motiviert, wie die Worte richtig klingen und wie welcher Laut korrekt gebildet wird.“
Artikulationsstörungen wie Lispeln können auch bei Erwachsenen korrigiert werden, allerdings kann die Therapie dann schwieriger sein. Maike Gumpert führt aus: „Das Lispeln ist ein motorischer Vorgang, der gelernt ist. Je älter man ist und je länger man lispelt, desto schwieriger wird es, das wieder abzutrainieren. Man gewöhnt sich eben an bestimmte Bewegungen und das gilt auch für die Sprachbildung. Im Kindesalter kann man Sprechstörungen oftmals leichter korrigieren.“
Wichtig ist auch: Kinder überwinden Sprechstörungen laut der Logopädin in der Regel nicht alleine. Diese können durch die fehlerhafte Zungenbewegung weitere Probleme bereiten, die beispielsweise eine kieferorthopädische Behandlung erforderlich machen.
Ein weiterer wichtiger Arbeitsbereich von Logopäd:innen und Sprachtherapeut:innen ist die Neurorehabilitation von Erwachsenen beispielsweise nach Schlaganfällen. Hierbei kommt es immer darauf an, wie schwerwiegend die Hirnschädigung ist und ob das Sprachzentrum des Gehirns betroffen ist. Die Logopädin erklärt: „Es gibt Schädigungen, die irreversibel sind. Bei diesen Betroffenen geht es in der Logopädie dann nicht darum, dass Betroffene wieder wie vor dem Ereignis sprechen können, sondern dauerhaft eingeschränkte kommunikative Fähigkeiten zu kompensieren und sich auf den neuen Alltag einzustellen. Hier spielen auch die Ergo- oder Physiotherapie und die Psychologie eine große Rolle.“ Man arbeitet in der Logopädie häufig interdisziplinär.
In anderen Fällen ist der Infarkt nicht so groß – dann kann durch gezielte Sprachtrainings das Sprachproblem behoben werden. „Wichtig ist, dass diese Therapie schnellstmöglich intensiv aufgenommen wird. Die Behandlungserfolge sind dann größer, als wenn im ersten Jahr nur sehr wenig Therapie angeboten wird“, gibt Maike Gumpert zu bedenken.
Die Stimmfunktion ist ein Zusammenspiel aus Haltung, Atmung, Wahrnehmung und Muskeltonus. Das sind alles Bereiche, die man trainieren kann. „Funktionelle Stimmstörungen entstehen oftmals durch eine Fehl- oder Überbelastung der Stimme. In der Therapie von Stimmstörungen geht es zunächst um die Wahrnehmung. Also wie klingt die Stimme und wie fühlt sich die Stimmgebung an? Wo spüre ich meinen Atem“, erklärt die Studiengangsleiterin und führt weiter aus: „Eine gute Stimme braucht auch eine gute Haltung, denn wer zu viel in einer gebeugten Haltung spricht, wird schnell merken, dass das Sprechen mit der Zeit anstrengend wird und sich ggf. auf lange Zeit Heiserkeit einstellt.“
Darüber hinaus werden auch die richtige Atmung trainiert und klassische Stimmübungen für eine möglichst klangvolle, verspannungsfreie und leistungsfähige Stimme durchgeführt. „Als Therapeut:in muss man hierfür selbst nicht professionell singen können, denn in den meisten Fällen geht es um die Therapie der Alltagsstimme.“
Um in der Logopädie zu arbeiten, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum einen ein Vollzeitstudium an einer Fachhochschule oder eine Ausbildung an einer Berufsfachschule. Im Studium lernen die angehenden Sprachtherapeut:innen zusätzlich zu den berufspraktischen Fertigkeiten auch vieles über aktuelle Forschung und erhalten das Know-how, selbst zu forschen. So spielen im Studium unter anderem auch neue sprachliche Herausforderungen wie Demenz oder Migration eine größere Rolle. Mit dem Abschluss der logopädischen Ausbildung steht den Interessierten ein berufsbegleitendes Fernstudium der Logopädie offen, um das wissenschaftliche Arbeiten und die Forschungsarbeit zu vertiefen.
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