Gemeine Gemeinkosten in den Griff bekommen

Stellen Sie sich vor, Sie sind Mitarbeiterin oder Mitarbeiter im internen Rechnungswesen der Wehlinghoff AG. Das Unternehmen produziert Elektromotoren für industrielle Anwendungen. Irgendwann kommt der Chef in Ihr Büro und sagt, mit den Gemeinkostenzuschlägen stimme etwas nicht. Die steigen und steigen. Er schildert Ihnen zwei Vorfälle, die ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen. Der Chef kennt die Produktpalette der Wehlinghoff AG natürlich ganz genau. Die Wehlinghoff AG hat drei Kleinstdrehstrommotoren im Angebot, die sich nur in der Starttechnik unterscheiden: ein Schalter (kostet 3,60€), eine Fernsteuerung über Infrarot (5,20€) und eine LTE-Schnittstelle (13,40€). Allein für die Beschaffung dieser Starttechnik legt der Controller bei der Preiskalkulation Materialgemeinkosten in Höhe von 120% der Materialeinzelkosten um, also 4,32€, 6,24€ bzw. 16,08€. Für die Kollegin im Einkauf ist es aber egal, ob sie 1.000Schalter, Fernsteuerungen oder LTE-Schnittstellen beschafft. Ihr Chef fragt Sie: Warum beträgt der Materialgemeinkostenzuschlag ganze 16,08€, obwohl der Aufwand für die Beschaffung für alle Starttechnikbauteile identisch ist?

Die verursachungsgerechte Zurechnung von Gemeinkosten stellt für viele Unternehmen eine tägliche Herausforderung dar. So auch für die Wehlinghoff AG. Im o.a. Beispiel stimmt tatsächlich etwas nicht. Denn oft ist der Aufwand für die Beschaffung nicht abhängig vom Preis bzw. Wert eines Rohstoffs, einer Maschine oder eben der Starttechnik eines Drehstrommotors. Der Aufwand ist eher davon abhängig, wie die Tätigkeit bzw. der Prozess konkret abläuft: Was kostet es, eine Bestellung auszulösen, die Waren später anzunehmen, zu kontrollieren und einzulagern? Es kommt also auf die Prozesse an. Da kommt die Prozesskostenrechnung ins Spiel.