STUDIERENDE DER HOCHSCHULE FRESENIUS ENTWICKELN BUSINESS-SZENARIEN FÜR START-UPS

Vier Monate Zeit bekommen Studierende des Faches Wirtschaftschemie an der Hochschule Fresenius in Idstein, um für ein Start-up eine reale Aufgabenstellung zu lösen. Sie knüpfen Kontakte zu potenziellen Partnern, analysieren Markteintrittschancen, beschäftigen sich mit Innovationsmanagement, entwickeln Geschäftsstrategien – kurz gesagt: sie stehen für diese Zeit voll im realen Berufsleben. Möglich macht das die Kooperation der Hochschule mit der „Wissensfabrik – Unternehmen für Deutschland“. Bereits zum fünften Mal arbeiten beide Institutionen im Rahmen des Projektes „Student2Startup“ zusammen.

Idstein. Diese Zusammenarbeit ist so erfolgreich, dass Unternehmen schon zum wiederholten Mal auf die Impulse und Empfehlungen der Studierenden setzen: „Im vergangenen Jahr haben wir gemeinsam geprüft, inwieweit wir unsere Produkte im Health-Care-Segment etablieren können“, berichtet Dr. Klaus Schepers vom Start-up Munditech, das sich auf antimikrobielle Oberflächenbeschichtungen spezialisiert hat. „Die Ergebnisse waren sehr positiv. Die Erkenntnisse der Studierenden sind unmittelbar in der Praxis verwertbar. Wir haben viele Informationen bekommen, die uns helfen, die richtigen Schwerpunkte zu setzen. Und: Die Studierenden sind sehr engagiert und haben keine Scheu, mit möglichen Kunden und Experten zu sprechen. Das bringt uns hochwertige Kontakte. Die Entscheidung, auch dieses Jahr am Projekt teilzunehmen und die Aktivitäten auf den Foodsektor auszuweiten, fiel nicht schwer.“ 

Insgesamt waren dieses Mal vier Teams am Start. Die Themen, mit denen sie sich beschäftigten, spiegeln aktuelle Frage- und Problemstellungen wichtiger Branchen wider: Es ging um Aspekte der Lebensmittelsicherheit, die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung, um Finanzierungsfragen im Zusammenhang mit begrünbaren Fassaden und um mehr Effizienz innerhalb der Wertschöpfungskette in der Pharmaindustrie. 

„Unser Team hat sich mit der Reduzierung von Foodwaste auseinandergesetzt“, sagt Dominik Grill, Student der Wirtschaftschemie im fünften Semester. „Das Thema hat eine hohe Brisanz und ist international. Das hat mich sehr gereizt – und das Projekt komplett in englischer Sprache durchzuführen, war ein großer Ansporn.“ Den größten Nutzen sieht er in der Realitätsnähe und dem hautnahen Erlebnis beruflicher Praxis: „Es ist wirklich einzigartig und etwas ganz anderes, als ein Semester lang Theorie zu pauken und am Ende eine Klausur zu schreiben. Wir müssen uns intensiv in ein unbekanntes Themenfeld einarbeiten, Marktverständnis entwickeln – und den Mut aufbringen, mit erfahrenen Geschäftsleuten zu kommunizieren. Das ist sehr hilfreich für die persönliche und berufliche Entwicklung.“ 

Stichwort Theorie: „Student2Startup“ hat Methodik und Stil der Wissensvermittlung in der Wirtschaftschemie verändert. „Die Vorlesung im engen Wortsinn gibt es so eigentlich nicht mehr“, bestätigt Prof. Dr. Stephan Haubold, der seit drei Jahren auf Hochschulseite das Projekt leitet. „Theoretische Kenntnisse stellen wir außerhalb des Unterrichts zur Verfügung. Die Studierenden haben mehr Eigenverantwortung und müssen sich das selbst aneignen. Wenn wir zusammenkommen, trainieren wir radikal die Praxis. Das hat Workshopcharakter und ich sehe mich mehr als Mentor und Coach denn als reiner Wissensvermittler. Ich bin dadurch auch viel flexibler geworden und kann spontan zusätzliche Lehrinhalte integrieren – in diesem Jahrgang haben wir zum Beispiel viel mit Design-Thinking-Methoden gearbeitet. In der Konsequenz können wir unsere Studierenden noch besser auf das vorbereiten, was sie später im Beruf erwartet.“