STUDIERENDE DER HOCHSCHULE FRESENIUS BRINGEN GESCHÄFTSIDEEN ZUR MARKTREIFE

Erste Erfolge im Hochschulprojekt „Idee sucht Gründer“

Mit dem Projekt „Idee sucht Gründer“ möchte der Fachbereich Chemie & Biologie der Hochschule Fresenius eine Kultur des Unternehmertums etablieren und die Innovationskraft in mittelständischen Betrieben der chemischen Industrie stärken. Dabei dreht sich alles um die Frage: „Welche Ideen können zur Marktreife entwickelt werden?“ Eine wichtige Rolle übernehmen die Studierenden: Sie tragen in echten Anwendungsszenarien Verantwortung und erleben so die berufliche Praxis. In Idstein wurden nun die ersten Erfolge präsentiert.

„Ziel ist es, dass Unternehmen mit Ideen zu uns kommen, die nicht zum Kerngeschäft gehören und daher oft nicht ernsthaft verfolgt werden können“, sagt Dr. Stephan Haubold, Studiendekan des Studiengangs Wirtschaftschemie an der Hochschule Fresenius und Initiator von „Idee sucht Gründer“. „Wir verfügen über die Expertise und die Manpower, um die Erfolgsaussichten festzustellen. Dabei versetzen wir uns in die Rolle eines Startups – die Ausgangsposition ist vergleichbar.“ Zum Hochschulteam gehören pro Projekt neben Haubold als Mentor immer zwei Studierende. Sie führen Marktuntersuchungen durch, wägen Chancen ab, analysieren Aktivitäten des Wettbewerbs, stellen fest, welche Markteintrittsbarrieren es gibt und wie sich diese überwinden lassen. Außerdem führen sie intensive Gespräche mit Mitarbeitern des Ideengebers und entwickeln einen Businessplan.

Mit Erfolg: Gleich zwei Aufgabenstellungen der Biogrund GmbH, Spezialist für Filmbeschichtungen auf Tabletten, lösten Studierende des Bachelorstudiengangs Wirtschaftschemie mit Bravour. Clara Sachwitz und Katharina Schneider waren im Projekt „Chemistry Broker“ mit der Prüfung beauftragt, inwiefern sich kleine Produkte – im Fachjargon „neglected products“ – aus großen Firmen auf kleinere, mittelständische Chemieunternehmen auslagern lassen. Das, was bei den Großen nicht rentabel ist, wird hier zum profitablen Geschäft: Die Produktion ist ausgelastet, Anlagen laufen unter Volllast und das Geschäftsmodell ist Basis für weiteres Wachstum. Biogrund will nun tatsächlich ein Startup gründen – gemeinsam mit den Studentinnen.

Eine zweite Geschäftsidee ergab sich aus häufigen Kundenanfragen. Lassen sich nicht nur Tabletten als Ganzes, sondern auch Mikrokristalle beschichten, also das feine Pulver, das in der Tablette steckt? „Koffein zum Beispiel hat einen schlechten Geschmack“, berichtet Haubold. „Eine energiefördernde Pastille mit Koffein würde man direkt wieder ausspucken.“ Zur Produktion benötigt ein Betrieb Maschinen, muss Prozesse neu definieren. Lohnt sich das als Geschäftsmodell? Andrés Kolla und Fabian Dorn, ebenfalls Studenten der Wirtschaftschemie, bejahen diese Frage. Das Unternehmen prüft nun, wie sich die Idee in die Realität umsetzen lässt. „Wir würden damit ein neues Geschäftsfeld öffnen und unseren Kundenkreis erweitern“, sagt Biogrund-Geschäftsführer Felix Respondek. „Das Projekt hat unsere Erwartungen übertroffen. Dass wir nun so konkrete Vorstellungen zur praktischen Umsetzung haben, hat uns positiv überrascht.“

„Das Projekt war sehr spannend, gleichermaßen ein Sprung ins kalte Wasser und ein Eintauchen in die berufliche Praxis“, sagt Clara Sachwitz. „Besonders positiv empfand ich, dass ich viel lernen und ausprobieren konnte – dies aber in der geschützten Atmosphäre der Partnerschaft zwischen Hochschule und Unternehmen.“ Kommilitonin Katharina Schneider ergänzt: „Was wir beide anfangs gar nicht wollten, machen wir nun doch: wir gehen in Gründung. Das liegt vor allem daran, dass wir im Projekt Verantwortung übernehmen durften und das Startup quasi unser Baby ist.“ Beide können Studium und Tätigkeit für den eigenen Betrieb gut vereinbaren, sie möchten berufsbegleitend den Master Wirtschaftschemie anschließen.