Offline-Dating-Kochkurse werden attraktiver

Die Verlagerung nahezu aller Lebensbereiche in die virtuelle Online-Blase erhöht das Bedürfnis nach Angeboten, die Menschen im realen Leben abzuholen. Einige Offline-Dating-Anbieter gibt es bereits. Welche Faktoren für die Kommunikation und Ausgestaltung von analogen Single-Plattformen erfolgversprechend sind, hat Natalie Bock in ihrer Abschlussarbeit im Studiengangs Corporate Communication (M.A.) an der Hochschule Fresenius in München untersucht.

München. Auch der smarteste Matching-Algorithmus kann nicht riechen. Online-Dating via Tinder, Parship und Co. ist zwar bequem, aber viele Singles bevorzugen es, Menschen in der Realität kennenzulernen. Daher wird Offline-Dating gerade für junge Zielgruppen wieder relevanter. Auch analoge Plattformen können von neuen Kommunikations-Tools und Analyse-Möglichkeiten profitieren, indem zum Beispiel maßgeschneiderte Angebote beim Event situationsbezogen auf das Smartphone ausgespielt werden. Einige Unternehmen haben dies zu ihrem Geschäftsmodell gemacht und möchten Singles die Möglichkeit bieten, Partner auf Veranstaltungen wie Kochkursen oder Wanderungen zu finden.

Im Rahmen ihrer empirischen Untersuchung hat Natalie Bock eine dreistufige Methodik angewendet: eine Markt- und Inhaltsanalyse der Kommunikationsmaßnahmen von 22 Marktteilnehmern, eine Endverbraucherbefragung und Experteninterviews.

Die Ergebnisse zeigen: Offline-Veranstaltungen für Singles werden vorzugsweise in einem kulinarischen Kontext angeboten. Single-Events werden auffällig wenig über soziale Netzwerke kommuniziert und beworben. Der Großteil der 22 untersuchten Unternehmen ist zwar auf Facebook vertreten, die gerade bei jungen Zielgruppen stark frequentierten Kanäle wie Pinterest oder vor allem Instagram werden von den Anbietern aber kaum bespielt. Die befragten Experten führen dies darauf zurück, dass das Thema Dating nach wie vor einer gewissen Stigmatisierung unterliegt. Diese These konnte auch durch die Endverbraucherumfrage bestätigt werden: Grundsätzlich würden Singles eine entsprechende Veranstaltung besuchen, jedoch würde dies nur ein geringer Anteil öffentlich kommunizieren. „Daher scheint die Tonalität der Beiträge von entscheidender Bedeutung zu sein. Beiträge, die das Wort „Single“ oder „Dating“ enthalten, stoßen auf geringe Resonanz. Kommuniziert man die Angebote als „Get-together“ oder „neue Leute kennenlernen“, werden diese deutlich besser angenommen“, erklärt Natalie Bock.

Prof. Dr. Stefan Gröner hat die Arbeit betreut und stellt zusammenfassend fest, dass die Branche vor einigen Herausforderungen stehe. „Alleinstehende akzeptieren zwar ihren Beziehungsstatus zunehmend, jedoch besteht trotz Tinder und Co. offenbar eine Hemmschwelle, diesen über öffentliche Kanäle zu teilen und sich als Suchender zu outen“, so Gröner. Das behindere aber die virale Verbreitung von Inhalten. Daher habe eine optimale Kommunikation der Angebote gerade in diesem sensiblen Segment einen besonders hohen Stellenwert.

Eine ausführliche Auswertung der Erhebung gibt es auf dem Wissenschaftsblog adhibeo: www.adhibeo.de/2019/05/21/perfect-match/