Bruno Hübner im Talk an der Hochschule Fresenius

Rund 30 Studierende sprechen in Wiesbaden mit dem Sportdirektor des neuen deutschen Pokalsiegers

Für die Dauer eines Fußballspiels war Bruno Hübner zu Gast in der Wiesbadener Info-Lounge der Hochschule Fresenius. Die Studierenden des Fachbereichs Wirtschaft & Medien erleben in den 90 Minuten einen gut gelaunten und auskunftsfreudigen Sportdirektor von Eintracht Frankfurt. Hübner, 1961 in Mainz-Kastel geboren und noch immer in Taunusstein wohnhaft, spricht darüber, wie sich der Pokalsieg anfühlt, aber auch darüber, was dieser für den Wirtschaftskonzern Eintracht bedeutet. Er berichtet über den Stellenwert der Bundesliga im internationalen Vergleich und wo sich der eigene Verein einordnen lässt, beantwortet Fragen zu seinem eigenen Job und zur 50+1-Regel. Moderiert wurde die Veranstaltung von Markus Jestaedt, ehemaliger Pressesprecher der Eintracht und Sky-Fernsehkommentator, der heute unter anderem als Dozent an der Hochschule Fresenius tätig ist.

„Betrachtet man die emotionale Seite, lässt sich dieser Pokalsieg kaum in Worte fassen, das ist unbeschreiblich. In Berlin und auch bei der Rückkehr am Sonntag mit dem Riesenempfang haben wir gespürt, wie wichtig dieser Verein für die Stadt Frankfurt, für die ganze Region ist“, berichtet Hübner. „In Berlin hat neben dem Biss und der Leidenschaft der Spieler vor allem die Wucht der Fans der eigentlich unterlegenen Mannschaft geholfen, außergewöhnliches zu leisten.“ Genau das sind auch die Argumente, die der Sportdirektor bei Verhandlungen mit potenziellen neuen Spielern in die Waagschale werfen muss. Zum Vergleich: Der VFL Wolfsburg, soeben gerade noch via Relegation dem Abstieg in die 2. Liga entkommen, verfügt über einen Spieleretat von 120 bis 140 Millionen Euro. Die Eintracht, die in dieser Saison auch in der Liga lange oben mitspielte, arbeitet demgegenüber mit 40 bis 45 Millionen Euro. „Wir müssen hier mit der Emotionalität eines Traditionsvereins punkten, der von einem treuen, leidenschaftlichen und lautstarken Publikum getragen wird.“

Trotz der Mehreinnahmen, die der Pokalsieg mit sich bringt – Hübner spricht von fünf bis sechs Millionen Euro pro Jahr für die nächsten fünf Jahre -, hinkt man insbesondere international hinterher. Die englische Premier League etwa ist in der Vermarktung rund vier Jahre voraus. Bayern München als Abonnementsmeister bekommt rund 70 bis 80 Millionen Euro an Fernsehgeldern, der Letzte der Premier League 120 Millionen. „Das ist nur ein Beispiel für die unterschiedlichen Dimensionen“, so Hübner. „Warum ist die Spanne derart groß?“, will eine Studentin wissen. Eine wichtige Rolle spielt die 50+1 Regel, nach der in Deutschland die Vereine mindestens 51 Prozent der Anteile halten müssen. Diese Regel gibt es in England nicht. Damit sind schwerreichen Investoren die Türen geöffnet. „In Deutschland will man den traditionellen Fußball erhalten, in dem die Mitglieder eines Vereins bestimmen sollen. Ein Stück weit lügt man sich in der Bundesliga aber in die Tasche“, sagt Hübner und verweist auf Teams wie Hannover 96, den VFL Wolfsburg oder die TSG Hoffenheim. Er spricht sich für eine Öffnung mit bestimmten Regeln aus. „Das, was den Verein ausmacht, die Identifikation über Wappen und Farben sowie die Strukturen können doch erhalten bleiben, auch wenn ich einem Investor mehr Anteile gebe.“

„Ob sich der Erfolg denn planen und wiederholen lasse“, lautet eine weitere Frage. „Für die Eintracht ist es nach wie vor das Wichtigste, fester Bestandteil der Bundesliga zu sein“, schränkt Hübner ein. „Ab Tabellenplatz sechs abwärts kann grundsätzlich jeder jeden schlagen, hier entscheiden Nuancen.“ Fest steht für ihn, dass ein Absteiger aus der ersten Liga sehr schnell wiederkommen muss. Die Verluste belaufen sich auf 20 bis 30 Millionen Euro und wer es im ersten Jahr nicht direkt zurück in die Bundesliga schafft, gerät in eine gefährliche Abwärtsspirale.