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Zwei neue Professoren für Chemie & Biologie

Auf Antrag der Hochschule Fresenius hat das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst zwei Dozenten des Fachbereichs Chemie & Biologie zu Professoren berufen. Anfang November fanden die Antrittsvorlesungen in Idstein statt. Prof. Dr. Thomas P. Knepper überreichte die Urkunden.

Prof. Dr. Tobias Frömel stellte in seiner Antrittsvorlesung mit dem Titel „Von Knöpfchendrückern, Maniacs und Massenspektrometern – Analytik an der Hochschule Fresenius im Wandel der Zeit“ die analytische Chemie als Teilgebiet der Chemie vor. Dabei wurde das Hauptaugenmerk auf die Veränderung der Disziplin im modernen digitalen Zeitalter gelegt. Als anschauliche Praxisbeispiele dienten Anwendungen aus der Drogenrückstandsanalytik und der Umweltanalytik. So wurde einerseits gezeigt, wie man mit modernen massenspektrometrischen Analyseverfahren herausfindet, welche Substanzen neben den eigentlichen Drogen bei der Herstellung noch entstehen, um diese als Nachweis von Drogensynthese-Aktivitäten zu nutzen. Im zweiten Beispiel wurde ein Projekt vorgestellt, bei dem über einen Zeitraum von einer Woche in einer kommunalen Kläranlage Medikamente, Pestizide und Drogen mit hoher Zeitauflösung gemessen wurden. Hierdurch war es möglich zu bestimmen, zu welchen Tageszeiten diese Substanzen hauptsächlich an der Kläranlage ankommen und es konnten wichtige Eigenschaften neuartiger Umweltkontaminanten aufgedeckt werden. 

In der Antrittsvorlesung „Desaster am Hochzeitsbuffet – Über die Bioanalytik von Staphylococcus aureus“ präsentierte Prof. Dr. Thomas Hektor die Entwicklung eines neuartigen Verfahrens zum Nachweis von Staphylokokken vor, das ohne Tierversuche auskommt. „Die häufigste Ursache von lebensmittelbedingten Infektionen und Vergiftungen ist mangelnde Hygiene bei der Herstellung. Natürlich vorkommende Hautkeime des Menschen, insbesondere Staphylokokken, finden in den verarbeiteten Nahrungsmitteln einen Nährboden, um sich zu vermehren“, erklärt Prof. Dr. Hektor. „Staphylokokken bilden unter bestimmten Bedingungen toxische Eiweiße, um sich selbst einen Überlebensvorteil zu verschaffen. Die sehr hitzeresistenten Toxine verbleiben selbst nach dem Erhitzen der Nahrung aktiv und können beim Menschen 30 Minuten bis acht Stunden nach dem Verzehr Erbrechen, Durchfall und massive Kreislaufbeschwerden auslösen“, so Hektor weiter. Klassische Verfahren zur bioanalytische Ursachenanalyse für diese Brechdurchfallereignisse erfordern immer die Gewinnung von Antikörpern durch die Immunisierung von Versuchstieren. Meistens werden die Versuchstiere anschließend getötet. Mithilfe der noch jungen Phagen-Displaytechnik, deren Erfinder 2018 den Chemie-Nobelpreis erhielten, können hochspezifische Antikörper gänzlich ohne Tierversuche generiert werden. „In einem Entwicklungsprojekt konnten rekombinante Antikörper gewonnen werden, die es erlauben, acht für die Lebensmittelanalytik relevante Staphylokokkentoxine hochspezifisch zu unterscheiden und hochsensitiv nachzuweisen“, führt Prof. Dr. Hektor aus, „damit gelang es, ein immunologisches Testverfahren zu etablieren, welches die bis zu 83 Prozent in ihrer Aminosäuresequenz identischen Toxinvarianten hochspezifisch zu unterscheiden vermag und es ermöglicht, Mengen von einem Milliardstel Gramm pro Gramm Lebensmittel hochsensitiv nachzuweisen.“