Studierende hören einer Diskussion auf einer verschwommenen Bühne zu.

Antrittsvorlesung im Fachbereich onlineplus

Das hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst hat auf Antrag der Hochschule Fresenius, Fachbereich onlineplus, Dr. Sandra Bissels, Dr. Denis Krämer und Dr. Elisa Merkel zu Professor:innen berufen. Ende Oktober wurden die drei Antrittsvorlesungen virtuell gehalten.

In der Antrittsvorlesung von Dr. Sandra Bissels „Die Besatzung gehört aufs Schiff? Konsequenzen von Homeoffice auf die Unternehmenskultur“ ging es um die Frage, welche Auswirkungen und Herausforderungen die abrupte, pandemiebedingte Einführung von Homeoffice auf Präsenz geprägte Unternehmen hat. Es wurde aufgezeigt, dass traditionelle Präsenzunternehmen sich in Strukturen, strategischer Ausrichtung, den Prozessen und der handlungsleitenden Kultur von sogenannten virtuellen Unternehmen unterscheiden. Auch die Mitarbeitenden seien entsprechend mit Blick auf ihr Mindset, also ihre Einstellung, und Arbeitsprinzipien geprägt und sozialisiert worden. „Anders als in den Medien oft „unterstellt“ führt die Einführung von Homeoffice deshalb nicht automatisch zu agilen und flexiblen Unternehmen“, erläutert Sandra Bissels, „denn während virtuelle, agile Unternehmen etwa in technologiegetriebenen Märkten flexible Arbeitsformen nutzen, um der hohen Marktdynamik gerecht zu werden, innovativ und kundenorientiert zu sein, dient Homeoffice in Präsenzunternehmen dazu, den Wünschen nach störungsfreier Arbeit und der Vereinbarkeit des Berufes mit dem Privatleben nachzukommen“. Während die Produktivität und Zufriedenheit im Homeoffice bei manchen steige, würden andere Kolleg:innen den analogen Austausch und die schnelle Klärung auf dem „kurzen Dienstweg“ vermissen. „Um dysfunktionale Effekte zu verhindern und die Dilemmata und Interessenskonflikte zu lösen, ist ein kulturbewusstes Management erforderlich. Die alte und neue Funktion von Präsenz darf für die Entwicklung und Sozialisation von handlungsleitenden Werten eines Unternehmens nicht ignoriert werden, sondern muss sich mit der Frage beschäftigen, wie diese Werte mit und im Homeoffice, digital und analog gelebt werden können“ so Bissels.

Dr. Denis Krämer beleuchtet in seiner Antrittsvorlesung „Personal- und Organisationsentwicklung – ein holistischer Blick auf Führung“ die gegenwärtige Diskussion über den dynamischen sozioökonomischen Wandel. „Der Holismus nimmt immer mehr Raum in der Praxis und in der Wissenschaft ein, um einem neuen zukunftsweisenden Paradigma zu entsprechen“ erklärt Denis Krämer. Mit Blick auf eine holistisch intendierte Wirtschaftspsychologie rücke dabei der ganzheitliche Mensch in den Mittelpunkt der Betrachtung, und damit umso mehr die Personal- und Organisationsentwicklung und deren Führung als Ganzheit. Der theoretische Rahmen – gemäß einer holistischen Betrachtung – sei demnach wissenschaftsübergreifend. „Um ein neues holistisches Organisationsmodell zu zeichnen, sind neben der Philosophie der Metaphysik und der Systemtheorie der allgemeinen Betriebswirtschafts- und Managementlehre auch Erkenntnisse aus den Grundlagen der Wirtschaftspsychologie sowie der Mikro- und Haushaltsökonomik hilfreich“ betont Krämer. Mehrere Forschungsstudien sowie Praxisbeispiele aus der Wirtschaft würden belegen, dass die Umsetzung eines neuen Organisationsbildes und Modells als wegweisend erscheine: „Das „Holos-Modell Mensch-Betrieb-Unternehmung“ hat damit auch einen neuen Platz in der wissenschaftlichen Diskussion erhalten und schlägt eine zukunftsweisende Brücke in die lebendige Organisationspraxis im 21. Jahrhundert.“

In ihrer Antrittsvorlesung „Die Macht der Worte und ihre Rolle für die soziale Kognition“ befasste sich Dr. Elisa Merkel mit dem Bereich der „Social Cognition“ und welchen bedeutenden Einfluss Sprache auf unser Denken und Geschlechtsstereotype hat. „Wenn wir als generisch intendierte maskuline Sprachformen, wie zum Beispiel „die Professoren“, mit alternativen Sprachformen, wie Doppelnennungen, Neutralisierungen, Gender-Sternchen oder Genderdoppelpunkt ersetzen, sehen wir – über unterschiedliche europäische Sprachen hinweg – dass sich der soziale Status und die Stereotype, die wir der Berufsgruppe zuschreiben, verändern“, erklärt Merkel. Auch in Bezug auf weitere psychologische Korrelate habe die Art und Weise wie wir sprechen eine maßgebliche Wirkung.