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15. Münchner Kuratorium der Hochschule Fresenius: Erfolgsfaktoren für die Lehre nach der Pandemie

Zum fünfzehnten Mal veranstaltete der Münchner Standort der Hochschule Fresenius am 20. Oktober eine Kuratoriumssitzung. Der Einladung von Prof. Dr. Jörg Buchtal, Professor für Wirtschafts-psychologie und Leiter des Kuratoriums, folgten Vertreter:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Medien. Diskutiert wurde in der virtuellen Veranstaltung dieses Mal über das Thema „Erfolgsfaktoren für die Lehre nach der Pandemie“.

Mit seinem Impulsvortrag führte Prof. Dr. rer. pol. Ekkehart Baumgartner, Vizepräsident für Studium und Lehre an der Hochschule Fresenius, die Zuhörer:innen in das Thema des Abends ein. Anhand der Entwicklungen an der Hochschule Fresenius skizzierte er, welche Veränderungspotenziale die Pandemie für die Weiterentwicklung der Lehre mit sich bringt, welche Zukunftserwartungen die Studierenden haben und welche Aufgaben auf die Hochschulen zukommen. „Die Hochschule Fresenius hat sich bereits vor der Pandemie intensiv mit lehrbezogenen Veränderungen, der strategischen Weiterentwicklung und dem strukturellen Entwicklungsbedarf der Zukunft beschäftigt“, erklärt Baumgartner. „An allen Standorten haben wir Videolabore, Digitalisierungsbeauftragte und fachbereichsübergreifend Instructional Designer installiert, um den Prozess der Digitalisierung optimal begleiten und eine qualitativ hochwertige Lehre gewährleisten zu können“. Für die Programmentwicklung müssten die unterschiedlichen Bedürfnisse der Studierenden in den Mittelpunkt gestellt werden. Um sowohl jüngere als auch ältere Studierende spezifisch ansprechen zu können, bedürfe es eines flexiblen Bildungsangebotes. „Diese Flexibilität schaffen wir über die Digitalisierung“, so Baumgartner. Seit der Pandemie kristallisiere sich zunehmend heraus, dass Studierende sich eine Kombination von Präsenz- und Onlinelehre wünschen. „Diesem Wunsch tragen wir mit unserem Mixed-Mode-Modell Rechnung. Mixed Mode bedeutet, dass wir Studienformate sowohl in Vollzeit in Präsenz, komplett online oder ein Mix aus beidem anbieten. Für dieses Modell bedarf es einer Förderung der Lehrqualität und digitaler Kompetenzen, die Entwicklung von Qualitätsstandards sowie die Schaffung einer digitalen Infrastruktur und einer modernen Lernarchitektur.

Als Gastreferent präsentierte Christian Rebernik sein neues Start-up Tomorrow´s Education, das eine Plattform für das berufsbegleitende Studium bietet. Seine Vision ist es, eine Universität für den/ die Lerner:in der Zukunft zu entwickeln, in der wichtige Kompetenzen für ein besseres Morgen vermittelt werden. „Die bestehenden Lehr-Lern-Formate wie die klassische Vorlesung können nicht eins zu eins in den digitalen Raum übertragen werden. Die Lehrinhalte müssen entsprechend angepasst werden“, so Rebernik. Statt Zoom-Vorlesungen stünden bei Tomorrow´s Education projektbasierte Aufgaben im Vordergrund, die es den Studierenden ermöglichen, in Kohorten und anhand von Herausforderungen zu lernen.

Prof. Dr. habil. Peter J. Weber, Dekan und Akademischer Geschäftsführer Fachbereich onlineplus, beschrieb in seinem Impulsvortrag die Entwicklung der deutschen Hochschullandschaft und die Zukunft einer modernen Hochschule. „Die Hochschule von morgen wird nicht mehr starr nach Formaten unterscheiden, sie wird auch nicht mehr nach Vollzeit- und Teilzeitstudierenden unterscheiden. Es stellt sich vielmehr die Frage, ob unsere langen Studiengänge überhaupt noch adäquat sind oder ob wir im Sinne des lebensintegrierten Lernens nicht auch kürzere Formate benötigen“, gibt Weber zu bedenken. Im Zuge der Digitalisierung verändere sich auch die Rolle der Lehrenden, die nicht mehr als reine Wissensvermittler:innen fungieren werden, sondern vielmehr als Moderator:innen, Lernbegleiter:innen und Begleiter:innen in der Anwendung digitaler Formate. Zur kritischen Reflexion stellte er mehrere Thesen als Folge dieser Entwicklung wie die Atomisierung der Lerninhalte, den Verlust der Deutungshoheit von Bildungsinhalten der Hochschulen oder die wachsende Bildungskluft in der Gesellschaft zur Diskussion. Lernen bleibe aber immer noch ein sozialer Prozess, betonte Weber abschließend.

In der anschließenden Gesprächsrunde diskutierten die Teilnehmer:innen unter anderem darüber, wie wichtig die physische Präsenz und der persönliche Austausch für die Entwicklung der Persönlichkeit der Studierenden insbesondere in dieser Phase des Lebens seien.