Simona macht Erasmus in Portugal
Das Bild zeigt eine Straßenbahn inzwischen alter Häuser in Lissabon (Portugal).

Simona studiert Wirtschaftspsychologie in München und hat Rahmen des Erasmus+ Programms ein Auslandssemester an der ISCEM in Lissabon gemacht.

Vorbereitungsphase

Als ich mich dazu entschieden habe, ein Auslandssemester zu machen hieß es zunächst – was nun?

Ich wusste noch nicht, was ich dafür benötige und vor allem, wo ich hingehen möchte. Da ich in einem Wintersemester ins Ausland gehen wollte, war Lissabon für mich der Favorit, um den kalten Temperaturen in Deutschland entfliehen zu können. Im Competence Center International Services der HS Fresenius erhält man einen guten Überblick über die Partneruniversitäten, die innerhalb Europas angeboten werden. Um sich für ein Erasmus Semester bewerben zu können, müssen jedoch noch weitere Angelegenheiten erledigt werden. Zuerst muss man sich über die Partneruni informieren und herausfinden, welche Kurse dort angeboten werden, damit man diese im Learning Agreement mit seinem Studiendekan absprechen kann.

Hierzu muss ich sagen, dass für Studenten, die Wirtschaftspsychologie studieren, passende Kurse im Hauptstudium relativ schwierig zu finden sind. Daher empfehle ich, eher im Grundstudium nach Lissabon zu gehen. Aus diesem Grund konnte ich meine Schwerpunkt-Kurse leider nicht belegen. Für die zwei Pflichtmodule des 5. Semesters Wirtschaftspsychologie, konnte ich Kurse finden, die von meiner Dekanin abgesegnet wurden. Nachdem das Learning Agreement von beiden Hochschule unterschrieben ist, wird noch ein Motivationsschreiben, die aktuelle Notenübersicht, ein internationaler Lebenslauf, sowie eine Student Application Form benötigt. Mit diesen Formalitäten sollte man relativ früh beginnen, da die Bewerbungsfrist für ein Auslandssemester schneller kommt als man denkt.

Unterkunft

Nachdem ich die freudige Nachricht erhalten hatte, dass ich nach Lissabon gehen kann, hieß es: ran an die Wohnungssuche. Man sollte sich im Vorfeld über die einzelnen Stadtteile informieren, da es wie in jeder großen Stadt, auch in Lissabon einige Gegenden gibt, in denen es wahrscheinlich nicht ganz soviel Spaß macht zu wohnen. Auch wollte ich nicht zu weit von der Uni entfernt wohnen, welche in dem schönen und auch sehr zentralem Principe Real liegt. Die Viertel um die Uni wie Chiado, Baixa bis hin zum Marques de Pompal und Alfama sind super Wohngegenden, vor allem, weil man es hier nicht weit zu dem Bar Viertel Bairro Alto hat, welches in Chiado liegt. Die Mietpreise sind zwar nicht mit Münchner Preisen zu vergleichen, jedoch ziehen die Lissaboner ihre Mietpreise auch langsam an.

Ich selbst habe im Bairro Alto Viertel gewohnt. Wenn man tagsüber hier entlang geht vermutet man zunächst nicht, dass hier abends etwas los sein sollte. Geht man jedoch ab 22 Uhr durch die kleinen Gässchen, blüht hier das bunte Leben. Türen und Fensterläden, die tagsüber verriegelt waren, sind abends geöffnet und Musik sowie günstige Getränke locken hunderte von Menschen an. Da die Fenster meistens nur einfach beschichtet sind musste ich mich anfangs, wenn man nicht selbst unter den Feierwütigen war, an die Lautstärke gewöhnen. Aber das störte nach ein paar Wochen meist gar nicht mehr. Ich habe in einer 5er-WG mit Studenten aus aller Welt gewohnt. Mein Zimmer habe ich über die Seite uniplaces gefunden, welche extra darauf ausgelegt ist, Studenten eine Unterkunft zu vermitteln. Ich war mit meiner Wohnung super zufrieden! Von den Wohnungen an sich sollte man allerdings nicht zu viel erwarten, da sie für Erasmus Studenten ausgelegt sind und nicht den deutschen Standards entsprechen, die man gewohnt ist. Nach ein paar Tagen hat man sich jedoch direkt eingelebt und in Lissabon bleibt man sowieso nicht lange in der Wohnung, da die Stadt so viele schöne Dinge bietet und das Wetter einen mit fast täglichem Sonnenschein nach draußen lockt.

Leben vor Ort und Freizeit

Die Erasmusbeauftragte meiner Uni vor Ort war super nett und hilfsbereit! Über sie lief auch der ganze Dokumentaustausch der Vorbereitung. Somit kannte sie einen auch schon etwas, da die Uni relativ klein ist. Ca. 300 nationale Studenten lernen hier und wir waren ca. 25-30 Erasmusstudenten.

Zu Beginn hatten wir einen Welcome Day, bei dem sich jeder vorgestellt hat und wir nähere Informationen über unsere Kurse und den Ablauf erhielten. Die Dozenten haben extra für die Erasmusstudenten den Kurs nochmal auf Englisch angeboten. Das Englisch der Dozenten war nicht das Beste, aber das Verhältnis zwischen Dozenten und Studenten verlief sehr freundschaftlich. Zu Beginn eines jeden Kurses muss man sich zwischen zwei Prüfungsmethoden entscheiden. Es gibt zum einen den Continous-Term, hierbei wird in der Mitte des Semesters eine Klausur geschrieben, ebenso wird eine Gruppenarbeit oder Einzelarbeit abverlangt, in welcher man ein Paper verfassen muss, was einer Hausarbeit gleichkommt, und zum Ende des Semesters wird noch eine abschließende Klausur geschrieben. Die erste Klausur und das Paper fließen jeweils zu 30% in die Gesamtnote ein, die Abschlussklausur hat eine Gewichtung von 40%. Wichtig ist hierbei noch zu erwähnen, dass eine Anwesenheitspflicht besteht, welche mittels Unterschriftenliste geprüft wird. Die andere Methode ist die Frequency Variante. Hierbei besteht keine Anwesenheitspflicht und man schreibt nur eine Klausur am Ende des Semesters. Die Note die man hier erhält ist zugleich die Endnote. Ich habe mich in meinen Kursen für die Continous-Methode entschieden. Man lernt das Semester über mit und kann so leichter eine gute Note erreichen, auch weil der Stoff aus der ersten Klausur in der Zweiten nicht mehr abgefragt wird. Ich bin gerne zu den Vorlesungen gegangen, da jeder Dozent eine andere Lehrmethode hatte und es so nie langweilig wurde.

Die Uni veranstaltete ein Welcome- wie auch ein Goodbye-Dinner gemeinsam mit den portugiesischen Studenten. Diese Abende waren super, da man sich auch unter den Erasmusstudenten schneller kennenlernte. Ich fand es gut, dass wir eher eine kleine Gruppe waren, da der Zusammenhalt und Kontakt umso größer war. Anderen Erasmusstudenten, die an größeren Unis waren, berichten nämlich das Gegenteil – hier kannte man sich untereinander kaum. An die portugiesische „Pünktlichkeit“ muss man sich erst gewöhnen, denn wenn mit Portugiesen oder Brasilianern ausgemacht wird, sich um 9 Uhr zu treffen, kann man davon ausgehen, dass vor 9:30 Uhr keiner eintrifft. Dann wird humorvoll über die deutsche Pünktlichkeit gewitzelt.

Das Leben in Lissabon ist sehr vielseitig! Jeden Tag gibt es Veranstaltungen, Workshops und Sonstiges wobei man umsonst, oder für wenig Geld, viel Spaß haben kann. Zu Beginn des Semesters ist es sinnvoll, sich bei Erasmusgruppen wie ELL oder ESN anzumelden, da diese gute Veranstaltungen und Trips organisieren und man neue Leute kennen lernt. Wenn ihr in Lissabon seid, kann ich euch nur empfehlen auf die Azoren zu fliegen. Das ist eine kleine Inselgruppe westliche von Portugal. Die Flüge sind günstig und es erwartet einen eine atemberaubende Landschaft. Ebenso habe ich mir einen Mietwagen ausgeliehen und Trips nach Sintra, Coimbra, Porto und in den Süden an die Algarve unternommen. Da Lissabon auf sieben Hügeln gebaut wurde, gibt es viele tolle Aussichtspunkte. Ich kann den Miradouro Santa Catarina empfehlen, hier spielen abends oftmals Straßenmusiker. Auch kann man hier gemütlich mit einer Flasche Wein den Sonnenuntergang genießen, der hinter der Brücke Ponte 25 de Abril (welche wie die Golden Gate Bridge in San Francisco aussieht) untergeht. Daneben thront die Cristo Rei Statue, welche eine Anlehnung an die Statue in Rio de Janeiro ist.

Jeden Sonntag ist in der LX Factory ein großer Markt auf dem unterschiedlichste Waren und Gewürze angeboten werden. Dieser ist ebenfalls von vielen Restaurants umgeben. Belem ist ein Stadtteil von Lissabon, den man auch unbedingt gesehen haben muss. Nicht nur, weil hier die originalen, leckeren Pasteis de Belem herkommen, von denen man einfach nicht genug essen kann, sondern auch, weil es hier einige historisch und architektonisch schöne Bauten gibt. Ein anderes Highlight von Lissabon ist natürlich die Nähe zum Meer. Innerhalb von 30 Minuten Fahrt ist man an den tollsten Sandstränden, an denen man guten und günstigen Surfunterricht nehmen kann. Nach einem anstrengendem Unitag kann man sich erstmal ausruhen und Energie für den Abend tanken.

Fazit

Allerdings möchte ich nicht zu viel vorwegnehmen, da man am besten eigene Erfahrungen sammeln sollte. Die Zeit, die ich in Lissabon verbrachte, möchte ich keinesfalls missen. Die Stadt ist wunderschön und die Menschen sind super hilfsbereit und freundlich. Ich kann jedem nur empfehlen, diese Erfahrung zu machen und die portugiesische Sonne zu genießen. Man lernt schnell neue Leute kennen und jeden Tag gibt es etwas Neues zu entdecken. Schlechte Erfahrungen habe ich zum Glück keine gemacht und behalte Lissabon in sehr guter Erinnerung.