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Physiotherapie – ein Begriff, den man im Alltag oft mit klassischer Krankengymnastik verbindet. Am häufigsten denkt man jedoch bei Physiotherapeut:innen eher an diejenigen, die Profisportler:innen beim Training oder bei Verletzungen betreuen. Ein Job in diesem Bereich ist äußerst vielfältig und die Einsatzmöglichkeiten von Physiotherapeut:innen zahlreich. Die Physiotherapie ist ein Ausbildungsberuf, der zunehmend akademisiert wird. Ob als Vollzeitstudiengang oder dual in Kombination mit einer Ausbildung: Bei uns erlernen Sie das physiotherapeutische Handwerk anhand der aktuellen Forschung. Doch was macht ein Physiotherapeut oder eine Physiotherapeutin eigentlich im Berufsalltag? Und wie bereitet sie das Studium darauf vor? Prof. Dr. Thomas Wolf, Studiendekan Physiotherapie, hat Antworten darauf und gibt einen Einblick in dieses wichtige, medizinische Fachgebiet.
Die Physiotherapie ist viel facettenreicher als man es zunächst vermuten mag. „Die Aufgaben der Physiotherapeut:innen sind überaus vielfältig und reichen von der physiotherapeutischen Diagnostik über Ziel- und Therapieplanung bis hin zur Durchführung von zahlreichen Therapiekonzepten in nahezu allen medizinischen Fachbereichen“, erläutert Thomas Wolf und fügt hinzu: „Physiotherapeut:innen werden sowohl im akuten Klinikbereich als auch in der stationären und ambulanten Rehabilitation eingesetzt.“
Ausgebildete Fachkräfte der Physiotherapie können also dann zum Einsatz kommen, wenn es um akute Verletzungen beispielsweise im Sport geht oder wenn die natürliche Bewegungsfähigkeit nach einer Operation wiederhergestellt werden soll. Gleichzeitig werden Physiotherapeut:innen auch in der Prävention eingesetzt.
„Physios besetzen Stellen im sogenannten zweiten und dritten Gesundheitsmarkt“, führt Thomas Wolf aus. „Neben den klassischen Arbeitgebern wie Kliniken und Rehabilitationseinrichtungen werden aufgrund ihres über die klassischen therapeutischen Tätigkeiten hinausgehenden Kompetenzprofils auch Stellen im Gesundheitsmanagement und in der -beratung oder weiteren themenverwandten Berufsfeldern besetzt.“ Bedeutet also: Physiotherapeut:innen schlagen nie ‚den einen‘ Weg ein, sondern haben nach der Ausbildung oder dem Studium zahlreiche Möglichkeiten.
Viele Berufe erleben gerade einen Wandel der Akademisierung. Was früher noch ein klassischer Ausbildungsberuf war, wird heute zunehmend als Studium angeboten. Dies liegt oft an rechtlichen Veränderungen auf EU-Ebene oder am internationalen Wettbewerb, um Berufschancen für die Zukunft zu verbessern und zu sichern. Ähnliches trifft auch auf die Physiotherapie zu. Laut Thomas Wolf habe es in diesem medizinischen Fachbereich geradezu einen Paradigmenwechsel gegeben. „Wir sind weg von der reinen ‚auftragsbezogenen‘ Behandlung nach Rezept hin zur evidenzbasierten Therapie gekommen. Dadurch hat sich das Kompetenzprofil von Physiotherapeut:innen erheblich verändert. Sie sind jetzt wissenschaftlich reflektierende Berufspraktiker:innen, die danach streben, entsprechend dem aktuellen Stand der Forschung ihre Patient:innen bestmöglich zu behandeln und zu beraten.“
Der Studiendekan findet diese Entwicklung nicht nur sinnvoll, sondern spricht von ‚einem Muss‘, da die Gesundheitsversorgung in den kommenden zehn Jahren vor großen Herausforderungen stünde. „Behandlungskonzepte werden immer herausfordernder und komplexer, was auch an der Entwicklung unserer Gesellschaft liegt. Physiotherapeut:innen müssen sich dementsprechend ein wissenschaftlich orientiertes Kompetenzprofil zulegen und mit der Zeit gehen. Besonders auch im Hinblick auf die Interprofessionalität der medizinischen Berufe und wegen der internationalen Anschlussfähigkeit ist das essentiell.“
„Zu den Aufgaben gehört sowohl die Diagnostik als auch die Durchführung von Therapien. Akademisierte Physiotherapeut:innen haben insbesondere das Bestreben als wissenschaftlich reflektierende Praktiker:innen den Patient:innen die bestmögliche, evidenzbasierte Therapie zugutekommen zu lassen. Beratung und Edukation von Patient:innen gehört ebenfalls zu den zahlreichen Aufgaben“, fasst der Studiendekan zusammen.
Die Physiotherapie ist also ein Beruf mit ganz verschiedenen Aufgaben, die vom Management bis hin zur Behandlung von Betroffenen nach Unfällen oder Operationen reichen können. Durch Spezialisierungen wie beispielsweise mit einem Studium der Sportphysiotherapie (M.Sc.) kommen noch zahlreiche weitere Tätigkeitsbereiche hinzu, die dann auf den Arbeitsraum ‚Sport‘ zugeschnitten sind.
„Physiotherapie ist das, was den klassischen Begriff der Krankengymnastik abgelöst hat und ihre Tätigkeiten einschließt“, erklärt der Studiendekan. Allerdings geht die Physiotherapie noch um einiges weiter als die allgemein bekannte Krankengymnastik. Die Physiotherapeut:innen behandeln nicht nur, sondern beraten auch, leisten Hilfe zur Selbsthilfe und arbeiten anhand von wissenschaftlich nachgewiesenen Behandlungskonzepten.
Physiotherapeut:innen sind arztweisungsgebunden. Thomas Wolf erklärt, was dies bedeutet: „Für die Inanspruchnahme von Physiotherapie benötigen Patient:innen grundsätzlich eine Verordnung des Arztes. Sogenannte individuelle Gesundheitsleistungen im Bereich der Prävention können auch ohne Verordnung genutzt werden. Ob dann die Kostenübernahme durch eine Krankenkasse erfolgt, hängt in der Regel davon ab, ob das Präventionsangebot den Richtlinien der Zentralen Prüfstelle für Prävention (ZPP) entspricht.“
Physiotherapie wird in Deutschland derzeit als Ausbildung sowie als primärqualifizierendes und duales Studium angeboten. Zahlreiche, angehende Physiotherapeut:innen entscheiden sich entweder für einen primärqualifizierenden oder dualen Studiengang.
Auch Berufsfachschulabsolvent:innen belegen im Anschluss an die Ausbildung oft noch das Studium, um anhand der aktuellen Forschungsergebnisse evidenzbasiert arbeiten zu können. Ein Physiotherapiestudium bietet hier die Kombination aus beiden Welten: Theorie und Praxis eng miteinander verzahnt.
Denn, so Studiendekan Thomas Wolf: „Physiotherapeut:innen von heute müssen in der Lage sein, eigenverantwortlich und im Sinne einer Profession therapeutisch relevante Entscheidungen für die Patient:innen zu treffen und zu agieren. Das Studium bietet hierfür die beste Grundlage.“
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