Logo - Hochschule Fresenius - University of Applied Sciences

Neurorehabilitation – Studienprojekte bei digitalem Kongress

17.12.2021

Digitaler Messestand

Jedes Jahr lädt die Deutsche Gesellschaft für Neurorehabilitation zu ihrer Jahrestagung ein. In diesem Jahr fand die 27. Tagung statt, die gemeinsam mit dem European Congress of Neurorehabilitation 2021 vom 8.-11. Dezember digital abgehalten wurde. Die Hochschule Fresenius war mit einem digitalen Messestand, einigen virtuellen Postern und mehreren Vorträgen von Studentinnen des Masters Neurorehabilitation für Therapeuten (M.Sc.) mit dabei. Studiengangsleiterin Katharina Brück sowie ein paar der Referentinnen geben hier einen Einblick in das Feld der Neurorehabilitation.

Was ist Neurorehabilitation überhaupt und wie wichtig ist sie für unseren Alltag?

Die Jahrestagung der DGNR findet nun schon mehrere Jahrzehnte statt. Als Laie bekommt man von diesem wichtigen Bereich der Therapie eigentlich so gut wie nichts mit, solange man nicht selbst oder jemand aus der Verwandtschaft betroffen ist. Das ganze Thema ist daher außerhalb von Fachkreisen recht schwer greifbar. „Das Ziel der Neurorehabilitation ist es, den Patient:innen nach bzw. mit neurologischen Erkrankungen durch therapeutische Maßnahmen die Möglichkeit zu geben, bestmöglich an Ihrem Alltag teilzuhaben“, erläutert Katharina Brück.

Dazu gehören beispielsweise motorische oder auch logopädische Übungen. Die Studiengangsleiterin führt aus: „Das Wiedererlangen von Greiffunktionen, das Erreichen der Gehfähigkeit oder das neu Erlernen des Sprechens und Schluckens sind nur einige Ziele, die die Therapeut:innen zusammen mit ihren Patient:innen verfolgen. Die interdisziplinäre Arbeit steht im Fokus, um diese alltagsorientierten Ziele zu erreichen“.

Die Neurorehabilitation ist also ein interdisziplinärer Fachbereich verschiedener Therapieformen. Daher ist auch der Studiengang Neurorehabilitation für Therapeuten (M.Sc.) interprofessionell aufgestellt. Über 4 Semester erlernen die Studierenden die Verbindung von Fragen aus der täglichen Praxis und deren wissenschaftliche Beantwortung.

Neurorehabilitation und Forschung

„Wissenschaft ist der Gewinn von Erkenntnissen durch Forschung und die Weitergabe dieser Erkenntnisse. Daher fördern wir in den wissenschaftlichen Modulen des Studiengangs das eigene Erkennen und Reflektieren der Studierenden. Ferner ist es die Aufgabe, in der Lehre gemeinsam durchgeführte Forschungsprojekte und deren Ergebnisse auf nationalen und internationalen Fachkongressen der Neurorehabilitation zu präsentieren. Die Studierenden erleben nach eigener Aussage von Semester zu Semester eine Entwicklung ihrer wissenschaftlichen Kompetenzen und machen die positive Erfahrung der lösungsorientierten und konstruktiven Zusammenarbeit in der Gruppe, bis sie schließlich in der Lage sind, in der Masterarbeit ihr eigenes Forschungsprojekt durchzuführen und zu veröffentlichen“, erklärt Prof. Dr. Britta Lambers, Dozentin und Betreuerin der wissenschaftlichen Forschungsprojekte.

Die Projekte, die von Studentinnen des Studiengangs auf dem Kongress vorgestellt wurden, behandeln daher ganz unterschiedliche und individuelle Fragestellungen. Von Behandlungsansätzen nach Schlaganfällen bis hin zu Burnout, logopädischen Methoden und Trainingsformen bei Parkinson, ALS oder MS deckten die vorgestellten Projekte verschiedene Bereiche der Neurorehabilitation ab .

Die Studentinnen berichten hier nun von ihren Projekten, warum die Neurorehabilitation für sie so wichtig ist und wie sie den Kongress erlebt haben:

Hanna Moser
Hanna Moser
Sophia Schrader
Sophia Schrader

„Meine Masterarbeit habe ich über die emotionale Belastung von Logopäd:innen und Sprachtherapeut:innen auf der Intensivstation geschrieben und mit diesem Thema falle ich ein wenig aus dem Rahmen, wenn es um die Neurorehabilitation geht. Neurorehabilitation ist ein großer Begriff, der zahlreiche Aspekte und viele verschiedene Fachdisziplinen umfasst. Als Logopädin stelle ich immer wieder fest, dass die meisten Menschen oft gar nicht wissen, dass Logopäd:innen in diesem Bereich tätig sind und beispielsweise die Behandlung von Schluckstörungen übernehmen. Ein Kongress bietet daher immer eine schöne Möglichkeit, sich mit den unterschiedlichsten Fachdisziplinen auszutauschen, zu diskutieren und gemeinsam nach Lösungsansätzen zu suchen. Außerdem wollte ich auf das von mir ausgewählte Thema aufmerksam machen, da ich der Meinung bin, dass die Themen Burnout und Sekundärtrauma vor allem in den therapeutischen Disziplinen bislang zu wenig Beachtung gefunden haben. Die Präsentation auf dem Kongress bot dafür eine geeignete Möglichkeit.

Sprache, Sprechen und Schlucken sind für uns völlig selbstverständlich, die komplexen Abläufe, die dahinterstecken meist gar nicht bewusst. Kommt es dann zu einer Störung dieser Funktionen, wird plötzlich klar, dass sie eben doch nicht selbstverständlich, aber für das soziale Miteinander und die Lebensqualität hochrelevant sind. Ich arbeite in der Neurorehabilitation, um die Betroffenen auf ihrem Genesungsweg zu begleiten und zu unterstützen. Außerdem existieren in der Logopädie zahlreiche Methoden zur Behandlung von Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen, jedoch fehlt diesen oftmals die wissenschaftliche Evidenz, weshalb ich auch zukünftig in diesem Bereich forschen möchte. Ich bin davon überzeugt, dass noch viel Öffentlichkeitsarbeit geleistet werden muss, um den Menschen näher zu bringen, worum es in der Neurorehabilitation geht und was hier möglich ist.“

„In meiner Masterarbeit habe ich ein Ernährungsprogramm für Personen mit Schlaganfall entwickelt, das dazu beitragen soll, einen erneuten Schlaganfall vorzubeugen. Nachdem ich eine ganze Menge Zeit und Mühe in diese Arbeit investiert habe, wollte ich nicht, dass sie einfach in der Schublade verschwindet. Deshalb habe ich mich umso mehr gefreut als meine Dozentinnen mich und meinen gesamten Kurs dazu ermutigt haben, ein Abstract bei der 27. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurorehabilitation einzureichen und mir bei der Formulierung geholfen haben. Nach der Einreichung hieß es dann warten, ob das Abstract angenommen wird. Mein Abstract wurde tatsächlich als Kurzvortrag angenommen. Das heißt, ich durfte mein Thema in einem fünf Minuten langen Vortrag vorstellen. Da es gar nicht so einfach ist, eine Masterarbeit auf einen Vortrag von fünf Minuten runterzubrechen, habe ich auch hierzu Tipps und ein Feedback von meinen Dozentinnen bekommen. Im Anschluss habe ich meinen Vortrag zu Hause als Video aufgezeichnet und eingereicht.

Am Tag des Kongresses gab es eine halbe Stunde vor meiner Session ein Meeting mit allen Redner:innen, bei dem wir letzte Informationen bekommen haben. Danach begann die Session mit allen interessierten Zuhörer:innen, unter denen auch meine beiden Dozentinnen waren. Die vorher aufgenommen Videos wurden abgespielt und nach jedem Video war etwas Zeit zur Diskussion und zur Beantwortung von Fragen. Das hat bei mir zum Glück sehr gut geklappt und meine Dozentinnen haben sich im Anschluss mit mir und meinen Kommilitoninnen, die ihre Arbeiten auch vorgestellt haben, über unseren Erfolg gefreut.

Insgesamt war es für mich eine tolle Erfahrung, die eigene Arbeit einem wissenschaftlichen Publikum zu präsentieren, hierdurch meine Ergebnisse teilen zu können und somit einen Kongress auch mal von der Seite der Redner:innen kennenzulernen. Mein Dank gilt dabei insbesondere meinen Dozentinnen, Frau Prof. Lambers und Frau Brück, die mich in dem ganzen Prozess tatkräftig unterstützt haben.“

Helena Posch
Helena Posch
Tanja Bohle
Tanja Bohle

„Vor Beendigung unseres Masterstudiums im Juli 2021 wurden wir Studierende des Studiengangs Neurorehabilitation für Therapeuten (M.Sc.) von unseren Dozentinnen Frau Brück und Frau Lambers dazu motiviert, die Abstracts unserer Masterarbeiten für den Kongress einzureichen. Mein Abstract wurde für eine zweiminütige, englische ePoster-Präsentation angenommen, welche im Vorhinein aufgezeichnet wurde und dann im Rahmen von „Selfstudy sessions“ online verfügbar war.

Es war definitiv eine interessante Erfahrung, mit Unterstützung unserer Dozentinnen, den Prozess von der Einreichung des Abstracts bis hin zur fertigen ePoster-Präsentation zu durchlaufen und dabei wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Der Austausch mit den Kommilitoninnen, die ebenfalls einen Kongressbeitrag vorbereiteten, war sehr hilfreich.

Außerdem brachte mir die Teilnahme an den diversen Sessions einen Gewinn an neuem bzw. aktuellstem Neurorehabilitationswissen. Daher freue ich mich schon auf den Kongress im nächsten Jahr!“

„Im Rahmen meines Masterstudienganges an der Hochschule Fresenius führte ich zur Erlangung des akademischen Grades eine empirische Untersuchung mit Schlaganfallpatient:innen durch. Die Untersuchung fand in einem Krankenhaus auf einer akuten Schlaganfallstation statt. Hierzu habe ich aus einem digitalen Dokumentationsprogramm Patientendaten erhoben, um zu erforschen, ob die Aufenthaltsdauer auf der Schlaganfallstation mit dem Zeitpunkt, zu den die Patient:innen erstmals das Bett verlassen, zusammenhängt.

Nach erfolgreicher Beendigung meiner Untersuchung und meines Studiums erhielt ich nach Einreichung des Abstracts die Möglichkeit, mein Thema auf dem internationalen Kongress vorzustellen. Diese spannende Erfahrung erlaubte mir einen fachlichen Austausch mit Kolleg:innen über meine durchgeführte Untersuchung sowie über den Themenkomplex der frühen Rehabilitation. Ich konnte meine gelernten Kenntnisse und meinen Wissensstand erweitern, was insgesamt meine Erwartungen übertraf; neue Kontakte konnte ich ebenfalls während des Kongresses – trotz digitalem Ablauf – knüpfen.

In meinem späteren Berufsleben möchte ich im Forschungsbereich gerne mit neurologischen Patient:innen arbeiten. Durch die Teilnahme an dem Kongress sowie die Durchführung der Studie, gelang es mir, erste Erfahrungen im Bereich der Forschung zu sammeln. Die Teilnahme an dem Kongress ermöglichte mir zusätzlich einen Einstieg in den Forschungsbereich, den ich in meinem weiteren Berufsleben vertiefen möchte.“