Fitte Menschen

Fit und motiviert durchs Studium?

Dass körperliche Aktivität einen positiven Effekt auf die physische und psychische Gesundheit hat, haben bereits zahlreiche Studien nachgewiesen. Können Bewegung und Sport aber auch die Motivation steigern, beispielsweise im Studium? Dieser Frage hat sich Paula Frei in ihrer Abschlussarbeit im Studiengang Angewandte Psychologie (B.A.) an der Hochschule Fresenius in Köln gewidmet. Im Interview verrät die Absolventin, wie sie dabei vorgegangen und zu welchen Ergebnissen sie gekommen ist.

SIE UNTERSUCHEN IN IHRER ABSCHLUSSARBEIT, OB STUDIERENDE MOTIVIERTER SIND, WENN SIE SICH MEHR BEWEGEN. WIE SIND SIE DARAUF GEKOMMEN?

Durch ein Praktikum an der Sporthochschule Köln wurde mein Interesse für die Sportpsychologie und die Motivationspsychologie geweckt. Die Abteilung, in der ich das Praktikum absolviert habe, arbeitet viel mit Motivationstheorien und ich konnte interessante Einblicke in deren Arbeit gewinnen.

Sport spielt schon mein ganzes Leben eine bedeutende Rolle. Mich interessieren die verschiedenen Auswirkungen, die Sport und Bewegung auf uns haben können, und wie Menschen motiviert werden können, mehr Sport zu treiben.

Diese beiden Themenbereiche – Motivation und Sport – wollte ich also in meiner Bachelorarbeit miteinander vereinen. Und so kam ich letztendlich zu meiner Fragestellung, ob das regelmäßige Ausüben von körperlicher Aktivität die Motivation in einem anderen Lebensbereich, dem Studium, beeinflusst.

WIE GENAU KANN MAN MOTIVATION MESSEN?

Motivation ist zwar ein gut erforschtes und komplexes Konstrukt, sie zu erfassen, ist in meinen Augen aber nicht ganz so einfach. Motivation könnte einerseits qualitativ im Rahmen eines Interviews erfasst werden oder quantitativ mit Hilfe verschiedener Fragebögen. Ich habe mich für die quantitative Variante entschieden und zwei Fragebögen verwendet, die auf der Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan aufbauen.

WAS MÜSSEN WIR UNS DARUNTER VORSTELLEN?

Die Selbstbestimmungstheorie besagt, dass eine Person, die motiviert handelt, immer auch eine bestimmte Intention hat. Motivierte Handlungen lassen sich dabei im Grad ihrer Selbstbestimmung unterscheiden. Einige Handlungen entsprechen individuellen Wünschen und Zielen und werden selbstbestimmt gewählt, andere Handlungen werden hingegen als erzwungen erlebt. Eine Voraussetzung für selbstbestimmtes bzw. autonomes Verhalten ist laut Deci und Ryans Theorie die Befriedigung der drei Grundbedürfnisse Autonomie, Verbundenheit und Kompetenz.

WIE HABEN SIE SICH DEM VERHÄLTNIS VON KÖRPERLICHER AKTIVITÄT UND MOTIVATIONALEM HANDELN IM STUDIUM GENÄHERT?

Zunächst habe ich überlegt, wie sich die körperliche Aktivität der Studierenden erfassen lässt. Dazu gibt es unterschiedliche Fragebögen. Ich habe mich für den Fragebogen zur Bewegungs- und Sportaktivität entschieden, der die körperliche und sportliche Aktivität von Menschen valide und ökonomisch abfragt. Für die Bestimmung der Motivation habe ich auf die zwei erwähnten Fragebögen zurückgegriffen, die sich auf die Selbstbestimmungstheorie stützen. Damit konnte ich unter anderem erfassen, inwiefern die drei Grundbedürfnisse im Studium befriedigt werden und wie selbstbestimmt Studierende agieren, also wie hoch ihre sogenannte autonome Verhaltensregulation ist. Die insgesamt drei Fragebögen habe ich einen Online-Fragebogen überführt. Diesen haben dann 140 Studierenden ausgefüllt.

Anhand der Antworten konnte ich dann meine Hypothesen überprüfen, zum Beispiel, ob Studierende, die körperlich stark aktiv sind, eine höhere autonome Verhaltensregulation zeigen als Studierende, die wenig körperlich aktiv sind.

ZU WELCHEN ERGEBNISSEN SIND SIE DABEI GEKOMMEN?

Tatsächlich konnte ich auf Grundlage meiner Ergebnisse keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der Motivation im Studium – in Form einer selbstbestimmten Verhaltensregulation – und der körperlichen Aktivität der Studierenden feststellen. Dabei hat es auch keinen Unterschied gemacht, wie stark körperlich aktiv die Studierenden sind. Zwischen der Bedürfnisbefriedigung im Studium und der Verhaltensregulation im Studium hat sich jedoch ein statistisch signifikanter Zusammenhang gezeigt. Damit konnte die Theorie von Deci und Ryan – dass das Streben nach Autonomie, Verbundenheit und Kompetenz die Grundlage für selbstbestimmtes Verhalten ist – anhand von Studierenden bestätigt werden.

WELCHE ANSCHLUSSFRAGEN ERGEBEN SICH DARAUS AUS IHRER SICHT?

Für mich ergeben sich viele Anschlussfragen. Meine theoretische Herleitung war, dass körperliche Aktivität zu einer erhöhten Selbstwirksamkeit und diese wiederum zur Motivation in Form von selbstbestimmter Verhaltensregulation führt. Diese Herleitung konnte sich nicht bestätigen, nichtsdestotrotz denke ich nicht, dass sie verworfen werden muss. Vielmehr ist anzumerken, dass die zugrundeliegende Stichprobe extrem hohe Angaben bezüglich der körperlichen Aktivität aufwies. Daher war es problematisch, einen Unterschied zwischen körperlich stark aktiven und körperlich weniger stark aktiven Studierenden herzustellen, weil laut eigenen Angaben fast alle Befragten körperlich stark aktiv sind. Da sich nur wenige andere Studien mit dem Zusammenhang von Sport bzw. körperlicher Aktivität bzw. Bewegung und Motivation in einem anderen Lebensbereich beschäftigen, könnte man derselben Fragestellung daher mit einer anderen methodischen Herangehensweise nachgehen, beispielsweise indem die körperliche Aktivität oder Motivation qualitativ in Interviews erfasst werden.

Die biografische Bedeutung von Sport und Bewegung für eine Person ist eine Komponente, die ebenfalls berücksichtigt werden könnte: Was bedeutet körperliche Aktivität für die jeweilige Person und seit wann ist sie körperlich aktiv? Denn es ist ein Unterschied, ob jemand Sport und Bewegung als Teil seiner Persönlichkeit sieht und diesen schon seit Jahren ausführt oder ob eine Person zwar momentan aus Gesundheitsgründen zum Beispiel ins Fitnessstudio geht, die körperliche Aktivität an sich aber keine persönliche Bedeutung hat.