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Es ist die größte Hürde auf dem Weg zum ersten Job: das Bewerbungsgespräch. Nur rund ein Fünftel dieser Gespräche verläuft erfolgreich und hat eine Festanstellung zur Konsequenz. Das sei allerdings wenig überraschend, erklärt der Personalpsychologe Prof. Dr. Jörg Buchtal, Dozent an der Hochschule Fresenius München. Man müsse sich nur vor Augen führen, „dass für eine zu besetzende Position auch mindestens fünf Bewerbungskandidaten eingeladen werden“, so der Experte. Im Interview gibt er Tipps, wie man sich gegen diese Mitbewerber durchsetzt und was man im Gespräch mit Personalern lieber für sich behalten sollte.
Wenn ich dabei jeden Bewerber zählen würde, den ich bei solchen Gesprächen je zu Gesicht bekommen habe, dann waren es mit Sicherheit einige hundert.
Das ist nicht so einfach zu beantworten. Das Bild des idealen Kandidaten unterscheidet sich sicherlich je nach Fachbereich oder Hierarchieebene. Den optimalen Kandidaten habe ich mir im Vorfeld nie bildlich vorgestellt. Stattdessen habe ich mich immer davon überraschen lassen, welche Kompetenzen sie oder er mitbringt, die für mich neu oder unerwartet waren. Meist waren es diese Personen, die bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.
Eigentlich immer wichtig ist aber eine gute Mischung aus fachlichen, methodischen und sozialen Kompetenzen. Wie die einzelnen Aspekte gewichtet werden, das hängt, wie schon gesagt, vom jeweiligen Fachbereich beziehungsweise der Hierarchieebene ab.
Eine sehr gute Frage. Bewerbungshandbücher und Bewerbungstrainings haben in der Vergangenheit – und tun es teilweise noch heute – die formalen Richtlinien vermittelt, die es einzuhalten galt. Meist beziehen sich diese Richtlinien auf das äußere Erscheinungsbild – klassischerweise der Anzug mit Krawatte bei Männern und das Kostüm bei Frauen – oder die Gestaltung der Bewerbungsmappe sowie ihres Inhalts.
Diese Formalien dienen in erster Linie dazu, die erste Eingangshürde zu nehmen. Sie entscheiden aber in den darauffolgenden Auswahlrunden immer weniger über die eigentliche Eignung des Kandidaten. Stattdessen wird viel mehr Gewicht auf die fachliche und soziale Passung gelegt – obwohl viele Unternehmen zunächst auf ein standardisiertes Online-Bewerbungsverfahren setzen. Dieser Trend zeichnet sich ab.
Ebenso ist zu beobachten, dass immer mehr, speziell junge Unternehmen vermehrt nach individuellen Persönlichkeitstypen suchen. Dabei dürfen diese Personen aber nicht die Grenze zur Überheblichkeit oder Arroganz überschreiten. Denn Teamfähigkeit und Überzeugungsfähigkeit sind heute wesentliche Unterscheidungsmerkmale zwischen den Bewerbern. Meist wird dabei anhand plastischer Beispiele versucht herauszufinden, was der einzelne Bewerber unter den jeweiligen Fähigkeiten versteht und wie er diese in der Vergangenheit schon unter Beweis gestellt hat. In einer Zeit, in der Unternehmensstrukturen immer flacher werden und die Bedeutung von Netzwerkfähigkeit in einer internationalen Welt steigt, werden gerade diese nicht-fachlichen, sozialen Schlüsselkompetenzen wichtig.
Dass nur wenige Bewerber nach einem Vorstellungsgespräch in eine Anstellung wechseln, ist nicht sonderlich überraschend. Es muss dabei gesehen werden, dass für eine zu besetzende Position auch mindestens fünf Bewerbungskandidaten zum Gespräch eingeladen werden – und nur einer kann den Job schließlich bekommen. Somit bleibt das Bewerbungsgespräch weiterhin die große Hürde, die es schon immer war. Die abgelehnten Kandidaten können aber aus diesen Gesprächen dennoch viel mitnehmen. Sie haben zum Beispiel gesehen, an welchen Stellen sie unsicher wurden – und können sich nun Strategien überlegen, wie sie beim nächsten Mal souveräner reagieren.
Überhaupt nicht. Viele Bewerber glauben nach einer Absage nicht mehr daran, dass sie von dem besagten Unternehmen eingestellt werden. Aber Unternehmen führen keine „schwarzen Listen“, auf denen sie vermerken, wer rein darf und wer nicht. Man sollte daher eine gewisse Zeit verstreichen lassen und es dann mit gestärkten Bewerbungskompetenzen nochmal versuchen – das zeugt doch auch von beständigem Interesse am Unternehmen! Ich erinnere mich an eine Reihe von Beispielen aus meiner beruflichen Vergangenheit, bei denen Personen nach der zweiten oder gar dritten Bewerbung eingestellt wurden. Sie hatten sich allerdings dann auch auf eine andere Stelle beworben.
Wichtig ist, ehrlich zu bleiben. Bei den heutigen Interviewtechniken fällt es den Personaleinstellern immer leichter, den Wahrheitsgehalt einer Information richtig einzuschätzen. Damit man also keinen ungünstigen Eindruck hinterlässt, ist es unbedingt notwendig, sich authentisch zu geben und wahrheitsgemäß zu antworten. Bei Fragen, die auf das Aufdecken persönlicher Schwächen abzielen, sollte man selbstbewusst reagieren – also zeigen, dass man sich der Schwächen bewusst ist und schon daran arbeitet.
Hier muss man vorsichtig sein. Eine angenehme Gesprächssituation kann nämlich dazu verführen, dass man plötzlich sehr offenherzig wird – und dabei plötzlich in ein Fettnäpfchen tritt. Zum Beispiel indem man darüber berichtet, dass man parallel zu diesem Bewerbungsverfahren noch ein anderes am Laufen hat. Deshalb lieber nicht zu privat werden und keine ausschweifenden Geschichten erzählen. Das kommt fast nie gut an.
In vielen Firmen und Beratungen werden Studierenden Praktikums- oder Werkstudentenstellen angeboten, die eine Arbeit als Junior-Recruiter oder Junior-Headhunter vorsehen. Diese Erfahrung ist natürlich Gold wert, um herauszufinden, ob ein solcher Beruf zu einem passt. Ansonsten kann man schon während des Studiums Weiterbildungsmaßnahmen ergreifen, zum Beispiel einen Kurs „Professionelle Interviewtechniken“ auf eigene Kosten besuchen. Der Königsweg ist für mich jedoch immer noch, nach dem Studium an einem Traineeprogramm im Bereich Personal teilzunehmen. So kann man in verschiedene Felder der Personalarbeit hineinschnuppern, ohne sich früh festzulegen.
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