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Henning hat sein Integriertes Auslandssemester in Sydney verbracht. Er war noch nicht lange in Australien, als die Corona-Krise nicht nur das Uni-Leben von einem Tag auf den anderen auf den Kopf stellte. Wie er diese Situation gemeistert hat und was er Down under erlebt hat, berichtet er im Beitrag.
Ich war bereits vor drei Jahren in Sydney, zwar nur für wenige Tage, aber die kurze Zeit hat mir schon gezeigt, wie sehr ich Sydney mag und deshalb war ich nun zurück in Sydney, um dort für eine längere Zeit zu leben und zu studieren.
Sydney ist eine der schönsten und lebenswertesten Städte, in der ich je gewesen bin. Endlos viele Strände, pure Natur nur ein oder zwei Stunden mit Bahn oder Auto entfernt, zahllose Bars und Restaurants unterschiedlichster Kulturen, viele Sehenswürdigkeiten und weltbekannte Orte und viele internationale Unternehmen sowie Start-ups sind in Sydney angesiedelt.
Sydney Harbour und Oper
Einer meiner Lieblingsorte, um einfach zu entspannen, auszugehen oder um Sport zu treiben, ist Darling Harbour mit dem wöchentlichen Feuerwerk, den vielen Bars und Restaurants direkt am Wasser, dem Tumbalong Park, dem chinesischen Garten, Wasserspielen, den Outdoor Workout Plätzen und der Skyline des CBD und des Convention Centers rundherum.
Das Studium an der University of Technology Sydney (UTS) oder generell in Australien ist schwer zu vergleichen mit dem Studium in Deutschland oder an der Hochschule Fresenius. Der Fokus liegt viel stärker auf der Selbstdidaktik, mit wöchentlichen Aufgaben in jedem Modul musste ich mich auf die nächste Vorlesung oder das kommende Tutorium vorbereiten. Die wöchentlichen Aufgaben konnten das Lesen eines ganzen Buchkapitels, ein paar wissenschaftlicher Paper, das Anschauen von Videos bzw. TedTalks, das Recherchieren bestimmter Themen oder das Schreiben von Mini-Essays sein.
Mit den vier Kursen, die verpflichtend für mich waren, hatte ich also ausreichend zu tun. Im Vergleich zum Studium in Deutschland ist der Workload deutlich höher, was teils aber auch der Sprache geschuldet war.
Während des Semesters gab es je Fach auch schon zwei oder drei bewertete Abgaben, sodass der Stress mehr über das Semester verteilt war. Das Ende des Semesters war mit nur zwei Prüfungen, einer Präsentation und einem Essay relativ entspannt im Vergleich zu den Prüfungsphasen in Deutschland.
Am Campus der UTS
Wegen Covid-19 konnte ich den Campus leider nur eine Woche tatsächlich nutzen, da danach alle Kurse bis zum Semesterende nur online stattgefunden haben. Das ärgerte mich besonders, da der Campus und alle zugehörigen Gebäude relativ neu und modern designt sind, die es einfach Spaß macht zu erkunden und für Lernaktivitäten zu nutzen.
Die Vorlesungen und Tutorien über Zoom haben mal mehr mal weniger gut funktioniert, insgesamt hat die UTS die Umstellung aber schnell und reibungslos gemanagt. Frustrierend war es nur, wenn einzelne Tutoren mit der Technik nicht umgehen konnten oder Gruppenarbeiten mit einem wenig motivierten Team zu absolvieren waren. Gruppenarbeit online zu organisieren, ist generell schon schwer, selbst wenn man einander kennt, aber mit Fremden war es ein neues Level.
Mit meinen Endergebnissen bin ich mehr oder weniger auch zufrieden. Speziell für meine weitere Laufbahn war das Modul „Management Consulting“ interessant und hilfreich, um Erfahrung im Bereich Consulting zu sammeln, denn wir hatten die Gelegenheit, für einen echten Klienten ein Beratungsprojekt über drei Monate durchzuführen, von der Problemidentifikation über die Recherche bis zur Präsentation von Lösungsoptionen.
Für meine Studienzeit in Sydney habe ich das Studentenwohnheim Yura Mudang ausgewählt. Es ist mit etwa 700 Bewohnern das größte der UTS, direkt am Campus gelegen und Supermärkte, Cafés, Shopping-Center und Fitnessstudios sind alle nur fünf Minuten zu Fuß entfernt. Außerdem ist die Central Station sehr nahe gelegen, sodass man schnell mit den öffentlichen Verkehrsmitteln Sydney erkunden kann.
Außerdem verfügt Yura Mudang über eine Dachterrasse im 21. Stock mit großartigem Blick auf die Stadt. Zum Zeitvertreib gibt es auch etliche andere Gemeinschaftsräume wie das Kino, den Tischtennis- und Billard-Bereich und eine große Gemeinschaftsküche für größere Events, die nicht in einer Wohnung stattfinden können.
Ich selbst habe in einer 6er WG gewohnt und hatte sehr viel Glück, dass wir alle von Anfang an mehr oder weniger auf der gleichen Wellenlänge waren. Wir alle waren neue Exchange/Study Abroad Studenten und haben daher sehr viel gemeinsam unternommen, um Campus, Stadt und Umgebung kennenzulernen. Wegen Covid-19 mussten zwei der Mitbewohner leider frühzeitig abreisen, aber wir verbleibenden vier sind zu einem engen Freundeskreis, gerade wegen der Krise, zusammengewachsen und sind am Ende des Semesters sogar gemeinsam für einen Monat gereist.
Yura Mudang hatte durch die Krise knapp 500 Studenten verloren, weshalb es deutlich leerer wurde, dennoch war es die richtige Entscheidung zu bleiben. Im Wohnheim hatte ich während des Lockdowns genügend Gesellschaft und konnte mir die Zeit mit Tischtennis oder Billard spielen vertreiben (falls gerade mal keine Hausaufgaben zu erledigen waren).
Im Laufe des Semesters waren nur kleine Trips rund um Sydney möglich, da die Corona Restriktionen weite Reisen und größere Gruppen verboten. Abgesehen davon war der Zeitaufwand für das Studium auch hoch, sodass größere Unternehmungen in der studienfreien Woche in der Mitte des Semesters nicht angebracht gewesen wären. Dennoch sind kleine Tagesausflüge in die Blue Mountains, zu den Figure Eight Pools, zum Palm Beach, Port Stephens und zu vielen weiteren Nationalparks oder Stränden empfehlenswert.
Gegen Ende des Semesters haben sich kleine Gruppen hauptsächlich aus Yura Mudang Bewohnern zusammengeschlossen und Reisepläne geschmiedet. Meine Gruppe war mit 10 Leuten und 5 Nationalitäten eine der größeren, was die Planung nicht ganz leicht machte. Dennoch haben wir es geschafft, ohne größere Konflikte insgesamt 4000 km auf der Straße, angefangen in der Jervis Bay im Süden Sydneys bis hoch in den Norden Australiens mit Cairns und den Daintree Nationalpark, zu absolvieren.
Zunächst hatten wir normale Mietautos und haben mit diesen die Ostküste Australiens bis nach Brisbane erkundet und haben die Nächte in Hostels oder Airbnbs verbracht. Wir haben den für seinen weißen Sand weltberühmten Hyams Beach gesehen, Wale und Delfine von Land und vom Boot aus beobachtet, waren Sandboarden, haben ein Koala Hospital besucht, sind surfen gewesen, haben unzählige beeindruckende Sonnenauf- und -untergänge angeschaut und viele andere idyllische und fast schon paradiesische Orte gesehen.
Palm Beach
Mount Tomaree
Von Brisbane bis hoch nach Cairns ist unsere Gruppe auf 6 geschrumpft und von dort an hatten wir einen Campervan und haben dementsprechend auch immer auf Campingplätzen übernachtet. Mit 6 Leuten in einem Van zu reisen, war eine Herausforderung, hat aber auch unglaublich viel Spaß gemacht. Auf dem Weg haben wir die typischen Stopps eingelegt, Fraser Island, Whitsundays, Magnetic Island, Cairns, Great Barrier Reef und zu guter Letzt der Daintree Nationalpark. Die besten Momente von diesem letzten Reiseabschnitt waren das Schiffswrack und Lake McKenzie auf Fraser Island. Ein weiterer Höhepunkt war die Segeltour auf einem der Partyboote bei den Whitsundays mit Schnorchel-Tour, Wanderung, Besuch des Whitehaven Beaches und gewagte Sprünge vom obersten Deck in den Ozean. Auf Magnetic Island haben wir Koalas in freier Wildbahn sehen können und haben vom alten Fort einen Panoramablick über die gesamte Insel gehabt. Von Cairns aus haben wir eine Segeltour zum Great Barrier Reef unternommen und waren erneut Schnorcheln und Tauchen, was eine atemberaubende Erfahrung war. Außerdem ging es zum Daintree Rainforest in dem wir eine kleine Wanderung gemacht haben, eine natürliche Wildwasserrutsche ausprobiert haben, Selfmade Eiscreme mit Früchten des Regenwaldes gekostet und eine Krokodil Tour auf dem Daintree River unternommen haben. Cairns war auch der Abschluss unserer Reise, den wir mit einem großen Dinner und mit ein paar Drinks in den vielen Bars von Cairns gefeiert haben.
Das Study-Abroad Semester-ist natürlich nicht wie geplant verlaufen und wird wahrscheinlich für keinen anderen Studenten wieder in dieser Form auftreten. Wenn ich das gesamte Semester und die Aktivitäten außerhalb des Studiums reflektiere, habe ich trotz Covid-19 viel profitieren können. Mein akademisches Englisch hat sich sowohl im schriftlichen als auch mündlichen deutlich verbessert, ich konnte viele neue Freundschaften schließen und viele Eindrücke von anderen Kulturen sammeln und damit meine interkulturelle Kompetenz verbessern. Während der Krise habe ich gelernt, mich schnell an neue Gegebenheiten anzupassen und Entscheidungen unter größter Unsicherheit zu treffen. Und am Ende des Semesters war es ja sogar noch möglich, Australien als Land etwas mehr zu bereisen. Das einzige, was ich nicht wie geplant durchführen konnte, war ein Praktikum oder eine Art Werkstudententätigkeit neben dem Studium. Dennoch bin ich froh, das Semester vollständig in Australien absolviert zu haben und somit der deutlich schwereren Corona-Krise in Europa entkommen zu sein.
Abschließend kann ich sagen, dass mein Auslandssemester eine unvergessliche Erfahrung war, die mir wahrscheinlich noch unzählige Male in meinem Leben helfen wird. Wer über ein Auslandssemester nachdenkt, sich aber noch nicht sicher ist, aus welchen Gründen auch immer, sollte den Schritt wagen und seine Komfortzone erweitern.
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