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Erfahrungsbericht: Auslandspraktikum in Prag

Antonia studiert Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Fresenius in Köln und hat im Rahmen des Erasmus-Programms ein sechsmonatiges Auslandspraktikum in Prag gemacht. Im Beitrag berichtet sie von ihren Erfahrungen.

Vorbereitung und Bewerbung

Ab dem Zeitpunkt des Gedankenspiels, das Studium durch ein Praxis- bzw. Urlaubssemester zu unterbrechen, bis hin zu der tatsächlichen Bewerbungs- und Planungsphase des Auslandspraktikums, ist nicht viel Zeit vergangen. Im Laufe des fünften Semesters rückten Themen wie die Bachelorarbeit und Entscheidungen bezüglich des weiteren Werdegangs immer näher. Auf Empfehlung einiger Dozenten, die Zeit während des Studiums für Praktika zu nutzen, habe ich mich relativ zeitnah dazu entschieden, diesem Ratschlag zu folgen. Zudem reizte mich der Gedanke, Erfahrungen im Ausland sammeln zu können und mich persönlich weiterzuentwickeln.

Prag hat es mir bereits durch mehrere vorherige Besuche angetan, sodass ich gezielt nach Arbeitsmöglichkeiten in Prag gesucht habe. Die Bewerbungsphase entpuppte sich als deutlich schwieriger als erwartet, da das Format eines Praktikums in Tschechien nicht verbreitet ist, was die Suche erschwerte. Ich schaute sowohl auf Erasmus Intern und informierte mich ebenfalls beim International Office in Köln über aktuelle Praktikumsangebote von Kooperationspartnern mit Sitz in Tschechien. Tatsächlich konnte mir das Team eine ältere Ausschreibung mit Kontaktdaten zu einem Unternehmen weiterleiten, die Unterstützung im HR-Bereich in Prag suchten. Während meines dortigen Bewerbungsprozesses habe ich mich ebenfalls gezielt auf Karrierewebseiten von anderen Unternehmen mit Sitz in Prag informiert und einige Bewerbungen verschickt.

Mein Anspruch war es, etwas im Human Resources Bereich zu finden, zeitgleich ein multinationales Unternehmen kennenzulernen und mich sprachlich weiterzuentwickeln. All das bot mir SAP Services Prag, bei denen ich mich im Mai 2017 beworben hatte und ab Mitte September 2017 sechs Monate lang ein vollwertiges Mitglied des Recruiting Operations DACH Teams war. Die Zusage von SAP läutete einen neuen Abschnitt ein, der definitiv zu den spannendsten und erfahrungsreichsten in meinem bisherigen Werdegang gehört. Dazu mehr im Abschnitt „Praktikum“.

Da ich bereits mit dem International Office bezüglich der Praktikumsangebote im Kontakt stand, war ich auch über die Erasmus+ Förderung informiert. Diese habe ich mit Erhalt der Zusage von SAP initiiert und erhielt die Förderungsbestätigung seitens der Hochschule nach Eingang und Prüfung meines Motivationsschreibens sowie einer vollständigen Bewerbung auf das Stipendium. Zeitnah bekam ich alle notwendigen Dokumente zugeschickt, inklusive des sogenannten „Learning Agreements“, das u.a. das Unternehmen ausfüllt und unterschreiben musste. Den erforderlichen Versicherungsschutz konnte ich ebenfalls vorweisen und musste lediglich noch eine Unfallversicherung abschließen, die ich bis dato nicht hatte. Somit erfüllte ich auch die Voraussetzungen des „Grant Agreements“. Trotz zeitlichen Engpasses und Einhaltung der Deadlines, verlief die Kooperation mit allen Parteien reibungslos. Die aktive Planung meines Aufenthaltes in Prag konnte beginnen.

Unterkunft

Parallel zu der organisatorischen Planung mit Erasmus+ und dem Unternehmen, galt es eine Unterkunft für die kommenden sechs Monate zu finden. Der Wohnungsmarkt in Prag ist ähnlich schwierig wie in Köln. Zu wenige Wohnungen stehen zu vielen Interessenten und Wohnungssuchenden gegenüber. Das durchschnittliche tschechische Gehalt steht zudem in keinem Verhältnis zu den meisten Preisangeboten, die sowohl in Facebook-Gruppen und anderen Plattformen sowie Immobilienwebseiten kommuniziert werden. Ich hatte Glück und bin über eine Kollegin an eine Wohnung gekommen, die sie für den Zeitraum von Mitte September 2017 bis Mitte März 2018 an mich vermietet hat. Grundsätzlich sind viele Erasmus-Studenten und junge Expats in Prag, die kommen und gehen. Es ist nicht unmöglich, ein WG-Zimmer oder eine Wohnung zu finden. Dies kann jedoch schnell zu einer Challenge werden ohne Tschechisch-Kenntnisse und den Anspruch, für wenig bis angemessenes Geld recht zentral zu wohnen. Hierbei spielen Glück und Schnelligkeit bei der Kontaktaufnahme eine ganz entscheidende Rolle.

Praktikum

Bereits vor Antritt meines Praktikums hatte ich eine Kontaktperson im Team, die mir für Fragen vor und während des Praktikums zur Seite stand. Mein Buddy war die einzige Tschechin im Team, dementsprechend gut konnte sie bei Behördengängen oder Übersetzungen helfen. Kaum im Team angekommen, durchlief ich ein dreiwöchiges Onboarding. In dieser Zeit hatte ich Trainings jeweils mit jemand anderem aus dem Team, die mir Schritt für Schritt das richtige Handwerk und die Hintergrundinformationen zu den einzelnen Prozessen gegeben haben.

Das Recruiting Operations DACH Team besteht aus Recruitern und Prozessspezialisten, die zusammen den deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) der SAP administrativ unterstützen und für einen reibungslosen Rekrutierungsprozess verantwortlich sind. Dabei konzentrieren sie sich auf studentische und limitierte Stellen in der DACH-Region. Zu meinen Aufgabenbereichen gehörten u.a. die Pflege und Ausschreibung von Stellen, die Planung von Interviews, Bearbeitung von Hotline-Anfragen und die Nachverfolgung von Verträgen. Darüber hinaus war ich in verschiedenen Projekten rund um die Themen HR und Rekrutierung involviert, sodass ich gut ausgelastet war.

Neben der sehr administrativ geprägten Arbeit, wurden mir Job Shadowings mit anderen Teams ermöglicht, um Schnittstellen der verschiedenen Abteilungen aus der HR-Welt bei SAP kennenzulernen. Zudem gab es die Möglichkeit, an Inhouse- und Online-Trainings teilzunehmen und auch die Entwicklung meiner Person stand im Vordergrund. Das zeigte sich insbesondere in der Bereitschaft des Teams, mir ein ausführliches Feedback zur Mitte und gegen Ende des Praktikums zu geben. Rundum konnte ich meine Fähigkeiten im Bezug auf Kundenorientierung, Customer Experience und Kommunikation stärken. Abstimmung mit Kollegen, Priorisieren von Aufgaben und Einhaltung von Deadlines gehörten ebenfalls dazu. Zwischen den Sprachen Deutsch und Englisch zu wechseln, war nach einiger Zeit auch kein Problem mehr.

Freizeit

Da ich in meinem Team viele Kollegen aus Deutschland hatte, die ebenfalls auf soziale Kontakte und Aktivitäten außerhalb der Arbeit angewiesen waren, haben wir immer wieder etwas zusammen unternommen. Von gemeinsamen Abendessen und Kino bis hin zu dem Besuch eines Eishockey-Spiels und Exit Games war alles dabei. Durch die Unternehmungen lernten wir uns auch außerhalb des beruflichen Kontextes kennen, was meine Zeit in Prag noch verstärkter prägte und woran ich nach meiner Rückkehr neben den beruflichen Erkenntnissen gerne noch zurückdenke.

Neben den freizeitlichen Aktivitäten war es mir wichtig, weiterhin Basketball zu spielen, da ich dies auch mit Leidenschaft in Köln tue. Ich habe mich einem Basketballteam in Prag angeschlossen und dort einmal pro Woche gespielt. Da dort nicht alle Englisch sprechen konnten, war mein Anspruch dieser, mich zumindest auf Small Talk-Niveau verständigen zu können. Bereits vor meiner Anreise hatte ich begonnen, die Sprache zu lernen und setzte dies in Prag fort. Mein Ziel war es, Bestellungen aufgeben und kurze Gespräche führen zu können, ohne dass die Muttersprachler mir auf Englisch antworteten. Das habe ich mit meinem fließenden A1.2-Level gegen Ende meines Aufenthaltes definitiv geschafft.

Prag als Hauptstadt Tschechiens wird nicht umsonst „Goldene Stadt“ genannt, denn das Stadtbild – insbesondere die Altstadt und das Flussufer entlang – wird von mit Stuck verzierten Häusern und goldenen Dächern geprägt. Kulturell hat die  Stadt so  viel zu bieten, dass für jeden etwas dabei ist. Das Bier ist günstig und das Essen deftig. Besonders das Bier gehört mehr als nur zu der Kultur. Die Tschechen führen die Rangliste des Pro-Kopf-Konsums von Bier. Ein Schnaps als Appetizer um 12 Uhr mittags ist normal. Für Kaffee und Kuchen bieten sich sehr viele Cafés an. Auch abends mangelt es nicht an Auswahl von Bars und Clubs. Da das EU-Roaming seit Sommer 2017 gebührenfrei ist, kann man bedenkenlos unterwegs nach einer schönen Location in der Nähe suchen und sich dorthin navigieren lassen.

Von Prag aus kommt man gut in andere Orte innerhalb und außerhalb Tschechiens, sodass ich für ein paar Tage in Wien und Krakau war. Auch einige Tagestrips nicht weit entfernt von Prag habe ich während meines Aufenthalts gemacht und besuchte z.B. die Burg Karlsteins. In unmittelbarer Nähe kann man „Amerika“ erkunden: Krater oder eher Schluchten tun sich mitten in Mittelböhmen auf, die verborgen liegen und mit einem Spaziergang nach Besichtigung der Burg verknüpft ein Wow-Erlebnis hervorriefen. In Pilsen, im Westen Tschechiens, machte ich eine Führung durch die Pilsner Urquell Brauerei mit einer anschließenden Bierverkostung mit. Für alle Pilsener Urquell Fans ein Muss! Außerdem erkundete ich Tábor, eine kleine Stadt in Südböhmen und die Heimat meines Buddys, die den Trip geplant und gestaltet hatte.

Fazit

Insgesamt bin ich sehr froh um die Erfahrungen, die ich in den sechs Monaten in Prag machen durfte. Alleine die Tatsache, dass alles Organisatorische und die Zusammenarbeit im Team so gut geklappt hat, vereinfachte natürlich einiges, auch wenn es zeitweise anstrengende Tage gab.

Bei Fragen kontaktiert mich gerne unter folgender E-Mail-Adresse: teneketzis.antonia@stud.hs-fresenius.