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Mit dem Betreff: “Horizonte öffnen, Zukunft gestalten.” flatterte im März eine Mail in unsere Posteingänge. Darunter ein Bild des Segelschiffs “Thor Heyerdahl”. Wenn wir Prof. Dr. Rainer Nübel und Prof. Dr. Will Ritzrau dabei unterstützen wollten, die Gesellschaft der Zukunft zu erforschen und 5 Tage auf der Ostsee zu segeln, sollten wir eine Bewerbung einreichen. So weit so normal. Jedoch bestand diese Bewerbung unter anderem aus unserer Definition von Glück.
Eine Frage, die leichter nicht zu beantworten ist und deren Antwort dennoch sehr komplex werden kann. Nach dem Bewerbungsprozess haben wir uns mehrmals in der Segelgruppe getroffen, bestehend aus Studierenden, externen Stakeholdern und den zwei Professoren, um die Reise und Forschung zu besprechen. Zu dem Zeitpunkt wussten wir allerdings nicht, dass nur wenig Zeit für die eigentliche Forschung bleiben sollte.
An einem Montagmorgen klingelte dann um 04:30 Uhr der Wecker, damit wir um kurz nach 05:00 Uhr mit der Bahn von Heidelberg nach Kiel fahren konnten. Für uns war das sehr früh. Da ahnten wir noch nicht, dass wir auf dem Schiff täglich, eingeteilt in verschiedene Gruppen, jeweils zweimal 4 Stunden bei Tag und Nacht Wache halten mussten. Das hat uns der Kapitän erst Montagabend verraten.
Am ersten Abend an Bord der Thor Heyerdahl haben wir die letzten Sonnenstrahlen genossen, unsere Kojen belegt und die Grundlagen des Segelns kennengelernt. Nachdem die Crew uns in die Wachen eingeteilt hatte, hat es uns eiskalt erwischt. Bereits in der ersten Nacht sind wir bei Windstärke 8 schon sehr stark zusammengewachsen. Während die einen versucht haben, den Kurs zu halten, waren die anderen damit beschäftigt, sich um die Seekranken zu kümmern.
Für die eigentliche Forschung zum Thema Glück und Gesellschaft in der Zukunft, für die wir Fragen wie: “Wie wollen wir in 20 Jahren leben?”, beantworten sollten, fanden wir am Tag nur wenige Stunden Zeit. Viel eher waren wir damit beschäftigt, für die gesamte Crew zu kochen, die Segel zu setzen und “klar Deck” zu machen. Dennoch konnten wir Interviews mit Crewmitgliedern führen, die nun an der Hochschule ausgewertet werden.
Dadurch, dass wir sprichwörtlich “im selben Boot” saßen, mussten wir alle gemeinsam an einem Strang (oder seemännisch: Tampen) ziehen. Dabei ist uns aufgefallen, dass wir in 20 Jahren gerne in einer wirklichen Gemeinschaft leben wollen, nicht etwa jede:r für sich. So haben wir an zwei Beispielen viel über die Forschungsthemen gelernt:
Sobald es jemandem schlecht ging, wurde sich um diese Person gekümmert. Egal, wie sehr man selbst damit beschäftigt war, sich an den Wellengang zu gewöhnen.
Außerdem mussten wir alle unsere gesamten Kräfte aufbringen, um die Segel zu setzen, damit wir das Schiff weiter sicher steuern konnten.
Die Thor Heyerdahl war somit für uns metaphorisch für die Gesellschaft.
Auch wenn Prof. Dr. Ritzrau uns davor warnte, dass wir aufgrund mangelnder Privatsphäre irgendwann nur noch allein sein wollten, ist genau das Gegenteil eingetreten. Wir sind zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen und treffen uns immer noch in der Schiffsbesatzung auf ein Feierabend-Bier. Außerdem haben wir auf hoher See gemerkt, dass es kleine Dinge sind, die wir wirklich brauchen. Beispielsweise ruhige Sonnenaufgänge, trotz wenig Schlafs in der Frühwache, eine Tanz- und Singparty als wir wieder in der Kieler Bucht ankamen oder ein einfaches Essen, um sich für die nächsten Manöver zu stärken. Selbst den Sprung in die eiskalte Ostsee haben die meisten von uns genossen – genau das sind die Dinge, die uns glücklich machen.
Es ist schwer in Worte zu fassen, was die Reise genau mit uns gemacht hat und was wir gelernt haben. Letztendlich aber sind wir reich geworden. Reich an vielen tollen Erfahrungen, neuen Freunden und Veränderungen in unserer Einstellung und Denkweise. Abschließend können wir allen nur empfehlen, sich auf ein solches Abenteuer einzulassen!
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