Logo - Hochschule Fresenius - University of Applied Sciences

Was macht ein Wirtschaftschemiker?

11.10.2021

von Janina Raeder

Fünf Menschen in einer Besprechung.

Mit einem Studienfach legen sich junge Menschen häufig bereits sehr früh auf ein späteres Berufsumfeld fest. Auch Fächerkombinationen  – wie es beispielsweise bei sogenannten Zwei-Fach-Bachelorstudiengängen oft üblich ist – sind meist in einem zusammengehörigen Bereich angesiedelt.

Studiengänge wie die Wirtschaftschemie jedoch vereinen Betriebswirtschaft mit Naturwissenschaft, sodass die Absolvent:innen später gebündeltes Know-how aus beiden Fachgebieten vorweisen können.

Sie erlangen Wissen sowohl im Bereich der BWL als auch über chemische Verfahren und deren Anwendung  und werden damit zu „Übersetzer:innen“ zwischen den Welten. Doch welchen Beruf können Sie  später mit einem Abschluss in Wirtschaftschemie ergreifen? Prof. Dr. Stephan Haubold, Studiendekan Wirtschaftschemie, erklärt, was Wirtschaftschemiker:innen tun und wo sie eingesetzt werden.

In welchen Bereichen können Wirtschaftschemiker:innen arbeiten?

Die Einsatzbereiche von Fachkräften der Wirtschaftschemie sind sehr vielfältig. „Dadurch, dass die Wirtschaftschemiker zweifach ausgebildet sind, können Absolventen des Studiengangs in verschiedenen Berufen Fuß fassen“, erklärt Stephan Haubold und ergänzt: „Klassischerweise arbeiten Wirtschaftschemiker in der chemischen und angrenzenden Industrien  im Projektmanagement, im technischen Vertrieb oder dem Qualitätsmanagement.“

Weitere Branchen, in denen Absolvent:innen der Wirtschaftschemie arbeiten können, sind beispielsweise die Pharmaindustrie oder die Medizintechnik. Auch in der Unternehmensberatung und im Produktmanagement für diese Zweige sind Wirtschaftschemiker:innen sehr gefragt.

„Menschen, die in der Wirtschaftschemie arbeiten sind praktisch Übersetzer zwischen der Wissenschaft Sprachbarrieren zwischen Ökonomen und Entwicklern.“ – Prof. Dr. Stephan Haubold

Portrait von Prof. Dr. Stephan Haubold

Der Alltag von Wirtschaftschemiker:innen – gibt es den?

„Einen klassischen Arbeitsalltag gibt es in dem Bereich nicht, da die Einsatzbereiche zu verschieden sind“, meint der Studiendekan. Nur selten gehen Wirtschaftschemiker:innen in die Forschung oder bleiben ihr Leben lang in einem Labor beschäftigt – wie man es von Chemiker:innen vielleicht erwarten würde. „Im Master werden die Studierenden bei uns berufsbegleitend vertiefter als Ökonomen ausgebildet. Sie sind später also eher BWLer als Chemiker, außer natürlich sie entdecken noch ihre Leidenschaft fürs Labor. Aber auch dann sind unsere Absolventen der Wirtschaftschemie nicht die, die die klassische Forschung betreiben, sondern Teamleiter und Projektmanager“, fasst Stephan Haubold zusammen. Es sei außerdem unwahrscheinlich, dass jemand, der mehrere Jahre nicht mehr im Labor, sondern in der Wirtschaft, tätig war, zur Forschung zurückkehrt. „Man ist dann einfach zu lange raus und zu weit entfernt von der aktuellen Forschung“, so Haubold.

Worauf das Studium vorbereitet

Der grundständige Studiengang Wirtschaftschemie (B.Sc.) am Campus in Idstein ist breit angelegt. In den ersten vier Semestern erfolgt die Chemie-Ausbildung und die Studierenden erlernen die Grundlagen der BWL. Ab dem fünften Semester wird das betriebswirtschaftliche Know-how vertieft und eine Case Study durchgeführt. „Für die Case Studies haben wir meist Start-ups der Branche mit an Bord, mit denen die Studierenden Teams bilden. Dadurch haben sie automatisch auch einen unternehmerischen Schwerpunkt und müssen mit den Entwickler-Teams echte Marketingstrategien realisieren. So arbeiten sie ein Semester lang an der Fragestellung, wie das Produkt an den Markt gebracht werden kann, welches Problem es löst, für wen es gedacht ist und ob sich eine Vermarktung überhaupt lohnt“, berichtet Stephan Haubold.

Die Studierenden erlangen somit direkte Praxiserfahrung in den Bereichen Prozessoptimierung, Markteinführung und Marktanalysen – sowohl für die Industrie als auch für Privatkunden, je nach Start-up.

Die Bachelorarbeit wird schließlich in einem etablierten Unternehmen durchgeführt. Entscheiden sich die Studierenden später für den berufsbegleitenden Masterstudiengang, haben sie in der Regel ihren Schwerpunkt bereits gewählt. Das Studium dient dann dazu, alle wichtigen Bereiche der Wirtschaftschemie zu erweitern und zu vertiefen sowie neue Perspektiven zu eröffnen, besonders in Hinblick auf Führungspositionen. „Die Themen sind ähnlich wie im BWL Studium, haben aber eben immer den Bezug zur chemischen, pharmazeutischen und medizintechnischen Industrie. Wir kooperieren eng mit zahlreichen Unternehmen und freuen uns, dass wir so gut wie alle Studierenden bereits nach dem Bachelor in einen Job vermitteln können“, sagt der Studiendekan.

Im deutschsprachigen Raum gibt es übrigens nur sieben Möglichkeiten, Wirtschaftschemie zu studieren. Wir bieten Ihnen sowohl Bachelor- als auch Masterprogramme in dem Bereich an.