Blätter eines Zitroneneukalyptusbaums

Nachhaltige Chemie in der Forschung

Im Fachbereich Chemie ist Dr. Michael Oelgemöller Dozent in der organischen Chemie. Bereits an seiner vorherigen Station, der James Cook University im tropischen Townsville hat er im Bereich der nachhaltigen Chemie mit Licht und nachhaltigen Rohstoffen geforscht.

Chemie muss nicht umweltschädlich und gefährlich sein. Ganz im Gegenteil. Durch grünere chemische Methoden und Technologien kann eine nachhaltige Chemie entstehen, die dem Menschen hilft und die Umwelt schont.

Sonnenlicht kann nicht nur zur Stromgewinnung, sondern auch zum Abbau von Schadstoffen oder zur Herstellung von Arzneimitteln und Kosmetika effektiv genutzt werden. So hat Dr. Oelgemöller mit seiner Forschungsgruppe zum Beispiel den wertvollen Riechstoff Rosenoxid „mit der Kraft der Sonne“ synthetisiert.

Abfallchemikalien aus der Landwirtschaft und leicht zugängliche ätherische Öle bieten sich zusätzlich als natürliche Rohstoffe für chemische Umwandlungen an. Durch Kombination dieser beiden Nachhaltigkeitskonzepte lassen sich edle Riechstoffe, effektive Schädlingsbekämpfungsmittel oder erneuerbare Biokraftstoffe herstellen.

Da Mücken tropische Krankheiten wie Dengue-Fieber, Ross-Fluss-Fieber und Malaria übertragen können, hat Dr. Oelgemöller mit seinem Team an einem starken Insektenschutzmittel aus lokalen ätherischen Ölen gearbeitet. Dr. Oelgemöller liegen diese Themen sehr am Herzen. Er vermittelt seinen Studierenden in ihrem Chemiestudium das fachliche Know-how in angewandter und nachhaltiger Chemie und leitet eine Forschungsgruppe in diesen Bereichen.

Forschung zur Mückenabwehr

In einem besonderen Forschungsprojekt hat Dr. Oelgemöller ein Repellent gegen stechende Insekten wie Mücken, Zecken oder Bremsen zusammen mit Partnern im tropischen Australien bzw. Neukaledonien mitentwickelt. Das Repellent nutzt den natürlichen Wirkstoff para-Menthan-3,8-diol (PMD), welches auch als Citrodiol® bekannt und unter der technischen Bezeichnung „Eukalyptus citriodora, hydratisiert, cyclisiert“ bereits zugelassen ist.

PMD ist die raffinierte Form des ätherischen Öls des Zitroneneukalyptusbaums, einer im Nordosten Australiens heimischen und weitverbreiteten Baumart, die vereinzelt auch auf Neukaledonien vorkommt. Das Öl des Baumes wird dort bereits durch kleine, lokale Destillerien gewonnen. Dabei werden einzelne Äste aus Baumpopulationen „wild geerntet“ und aus deren Blättern mit einer mobilen Wasserdampfdestillationsanlage die ätherischen Öle gewonnen.

Durch Analyse verschiedener Öle aus der ganzen Welt konnte Dr. Oelgemöller zusammen mit Kollegen von der Universität Neukaledoniens zeigen, dass das Zitroneneukalyptusöl aus Queensland einen besonders hohen Gehalt der Vorläuferverbindung von PMD aufweist. Diese wird im Anschluss durch milde und nachhaltigen „Küchenchemie“ in PMD umgewandelt. Das raffinierte Öl zeichnet sich durch einen angenehmen Geruch aus und kann direkt zu einer Lotion oder Spray verarbeitet werden.

Für die Destillerie in Boulouparis auf Neukaledonien ist das fertige Produkt ein Bestseller und erfreut sich hoher Nachfrage und Kundenzufriedenheit. Das Team von Dr. Oelgemöller hilft weiterhin bei der Verfahrensentwicklung und stellt sicher, dass das fertige Produkt den vorgeschriebenen Anteil des aktiven Repellents enthält.

Selbstverständlich wird jetzt auch in Idstein PMD aus ätherischen Ölen hergestellt. Dabei stehen insbesondere die Haltbarkeit von PMD, weitere potenzielle Anwendungsgebiete als Arzneimittel bzw. alternative nachhaltige Quellen für dessen Gewinnung im Vordergrund. Aus dem Labor von Dr. Oelgemöller riecht es jedenfalls oftmals angenehm zitronig.

3 Mythen über Mücken

Es sind eher kurzfristige Wetterphänomene, die eine Mückenplage begünstigen. Mücken mögen es feucht und warm. Wenn wir also eine frühe Warmperiode mit Niederschlägen haben, kommt es zu einer verstärkten Mückenaktivität.

Jeder Mensch wird irgendwann mal von einer Mücke gestochen. Nur mögen Mücken manche Menschen lieber als andere und stechen daher dort häufiger zu. Entscheidend ist dabei wohl der Körpergeruch, nicht die Blutgruppe. Auch wer Alkohol trinkt, wird eher gestochen.

Mittel, die ausschließlich aus unraffinierten ätherischen Ölen bestehen, riechen zwar besser als synthetische Produkte, wirken aber oft nur sehr kurzfristig gegen Mückenstiche und müssen ständig neu aufgetragen werden. Sie werden daher von der Stiftung Warentest als „nicht empfehlenswert“ eingestuft.

Mückenabwehr ohne Chemie

Es mutet schon besonders an, wenn ein Dozent der angewandten organischen Chemie uns den Tipp gibt, Mücken auch ganz ohne Chemie abzuwehren.

  • Um die Mücken fernzuhalten, kannst du lange und helle Kleidung sowie geschlossene Schuhe tragen.
  • Schließe deine Fenster und Türen, vor allem, wenn du Licht anhast, oder installiere Mückengitter daran. So können die Mücken gar nicht erst in deine Nähe kommen.
  • Trage keine parfümierten Deos oder starke Parfüme. Diese Gerüche ziehen die Mücken an.

Achte auch auf deine Körperhygiene. „Mücken werden durch Kohlenstoffdioxid, das wir ausatmen und eben durch Schweißgerüche angezogen“, so weiß Dr. Oelgemöller.

Die Verbreitung von Mücken in Gärten oder Gartenanlagen lässt sich auch durch einfache Maßnahmen reduzieren. So sollte stehendes Wasser, welches sich zum Beispiel in Blumentöpfen, Schubkarren oder ungenutzten Autoreifen ansammelt, regelmäßig entleert werden, weil Stechmücken darin bevorzugt ihre Eier ablegen.